Dem Reiz eines Aquariums mit Skalaren kann sich niemand entziehen. Diese Fische mit ungewöhnlicher Triangel-Form und Streifenfärbung wirken majestätisch. Ihre langen Flossen sehen aus wie Segel. Darum werden die bekannten Aquarienfische auch Segelflosser genannt. Doch sie kommen erst richtig zur Geltung, wenn das Aquarium ihren Bedürfnissen entsprechend eingerichtet ist und die Mitbewohner passen. Quirlige Barben beispielsweise wären die falsche Gesellschaft für die ruhigen Skalare.

Die richtige Haltung

Panzerwelse, die den Bodengrund bewohnen, ein Schwarm einer Salmlerart und ein Skalarenpaar sind eine gute Besetzung für ein 200-Liter-Aquarium. So gross sollte ein Gesellschaftsaquarium idealerweise sein, damit sich die Fische wohlfühlen.

Skalare wirken anziehend und werden häufig im Zoofachhandel angeboten. Ihre Haltung ist aber nicht einfach wegen ihrem Territorialverhalten. Sie gehören zu den Buntbarschen. Die Angehörigen dieser Fischfamilie betreiben Brutpflege. Paare finden sich, besetzen ein Territorium und verjagen Eindringlinge, besonders Artgenossen.

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Bei jungen Skalaren, wie sie meist angeboten werden, lässt sich das Geschlecht kaum feststellen. Also, solange die Skalare im Jugendalter durch das Aquarium schwimmen, geht alles gut. Allerdings werden sie schon zwischen sechs und zwölf Monaten geschlechtsreif. Bildet sich dann ein Paar, werden die anderen unerbittlich weggejagt und unterdrückt. Skalarenpaare sind sich meist lebenslang treu. Die überzähligen Skalare sollten dann herausgefangen und weitergegeben werden. Eine andere Möglichkeit ist, ein erwachsenes Skalarenpaar zu erwerben. Im Erwachsenenalter sind Männchen meistens etwas grösser, Weibchen haben eine rundlichere Bauchgegend. Skalare können zehn Jahre alt werden.

Im Basler Zoo werden Skalare derzeit nur hinter den Kulissen gehalten. Der Kurator des Vivariums, Fabian Schmidt, sagt: «Wir halten sie in 900-Liter-Becken in Neunergruppen sowie ein Paar alleine.» Früher seien bis zu 20 Skalare zusammengehalten worden. «Doch die Territoriumsbildung liess sich auch bei so vielen Fischen nicht unterdrücken. Es bildeten sich einzelne Paare heraus, welche die anderen vertrieben.»

Wasser mit Huminstoffen

Ein Aquarium mit einem Paar Skalaren, einem Schwarm Salmlern und Panzerwelsen ist eine Augenweide. Das Becken sollte gut strukturiert sein. Dazu eignen sich Wurzeln aus dem Zoohandel und Wasserpflanzen wie die Amazonasschwertpflanzen der Gattung Echinodorus. Damit kann ein Sichtschutz geschaffen werden, sodass das Skalarenpaar nicht das ganze Becken im Blick hat, sondern sich in seiner von Wurzeln oder Pflanzen umgebenen Ecke sicher fühlt.

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Skalare laichen gerne an glatten, breiten Flächen wie Pflanzenblättern ab. Sie fächeln frisches Wasser zu und zupfen einzelne, verpilzte Eier weg. Bei 27 °C Wassertemperatur schlüpfen die Jungen schon nach zwei Tagen. Dies wird aber unter normalen Bedingungen kaum geschehen. Das Leitungswasser ist in der Schweiz an den meisten Orten zu kalkhaltig, als dass die Eier zum Schlupf kommen würden. Skalare stammen aus dem Amazonasgebiet, aus humusreichem, weichem bis leicht saurem Wasser. Das Wasser des Étang de la Gruère im Jura entspricht den Bedingungen, wie es Skalare mögen. Wer die Möglichkeit hat, Regenwasser zu verwenden, schafft ideale Laichbedingungen für Skalare. Bei Zuchtabsichten sind diese Voraussetzungen notwendig oder aber es wird entsprechendes Wasser mit einer Osmoseanlage aus dem Zoohandel aufbereitet.

Im Schutz der Eltern

Das Paar bewacht die 150 bis 200 Jungfische. Droht Gefahr, schwimmen die Jungen nahe bei den Eltern. Trotzdem werden in einem Gesellschaftsaquarium die meisten Jungen von Mitbewohnern gefressen. Nach sechswöchiger Aufzucht durch die Eltern können die Jungen getrennt werden. Die kleinen Miniskalare haben dann die perfekten Formen der Alttiere.

Der naturfarbene Skalar hat schwarze Streifen auf gräulichem Grund. Je nach Stimmungslage zeigen sich diese Streifen sehr kontrastreich, beispielsweise, wenn sie balzen.

Skalare wurden 1823 wissenschaftlich beschrieben und Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals von Südamerika nach Europa eingeführt. Sie stammen aus Gewässern des Amazonasgebiets mit Temperaturen zwischen 26 und 29 °C.

Zuerst waren sie kaum erschwinglich, bis ihre Zucht in grossem Stil gelang. Schon lange stammen die Fische der Nominatform im Zoohandel aus Nachzuchten aus grossen, internationalen Zuchtbetrieben. Sie werden in verschiedensten Farbformen nachgezogen.

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Der Altum-Skalar oder Hohe Segelflosser hingegen ist noch immer eine Rarität. Je nach Vorkommensgebiet gibt es verschiedene Formen. Diese Art zeichnet sich durch hohe Flossen, ausgeprägtere Vertikalstreifen und durch eine im Alter deutliche sattelartige Einbuchtung der Stirnlinie aus. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Skalar mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Pterophyllum scalare ist Pterophyllum altum wesentlich anspruchsvoller in der Pflege. Diese Fische sind noch nicht vollständig an härteres Leitungswasser gewöhnt. Der gewöhnliche Skalar lässt sich hingegen gut im hiesigen Leitungswasser halten. Er wird seit Generationen gezüchtet und hat sich daran gewöhnt. Dennoch fühlt er sich im mit Huminstoffen angereicherten Wasser wohler. Moorkienholzwurzeln aus dem Zoohandel, trockene Buchenblätter aus dem Wald oder Erlenzäpfchen reichern das Aquarienwasser mit Huminstoffen an. So schwimmt das Skalarenpaar in bernsteinfarbenem Wasser durch kräftig grüne Amazonasschwertpflanzen. Südamerika im Wohnzimmeraquarium.