Wasser plätschert, helles Blattgrün leuchtet. Eine Rotkopf-Papageiamadine schaukelt auf einem verholzten Zweig des Wilden Weins. Sie ist eben darauf gelandet, hält das Köpfchen schief. Schon flattert sie zum Teich, hüpft ins seichte Wasser, plustert das Gefieder auf und badet.

Eine Szenerie, die weder aus dem Freiland irgendwo in Neukaledonien spielt noch bei der es sich um eine Wunschvorstellung handelt. Vielmehr ist es möglich, Prachtfinken und andere kleine Vögel in Lebensraumausschnitten zu Hause zu halten. Sie zeigen dann Verhaltensweisen, die sie in herkömmlichen Käfigen kaum ausleben würden. Ein kleiner Regenwald im Wohnbereich ist zudem ein reizvolles Fenster zur Natur. Es ist eine besondere Herausforderung, einen Ausschnitt eines tropischen Lebensraums nachzugestalten. Dies gelingt aber nur, wenn die Biotope und die Lebensbedingungen der Vögel in der Fachliteratur studiert werden.

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Ein Lebensraumausschnitt lässt sich am besten in einer Zimmervoliere nachbauen. Volierenbauer fertigen sie nach Mass und mit Bodenplatte an. Vorher sollte über der Voliere eine Beleuchtung angebracht werden. Auch wenn Licht durch das Fenster einfällt, ist eine zusätzliche künstliche Beleuchtung essenziell. Nur so gedeihen Pflanzen gut und die Vögel lassen sich einwandfrei beobachten. Durch den Lichteinfall von oben tritt zudem das trennende Gitter optisch in den Hintergrund. Die Grundbeleuchtung sollte mit LED in der Lichtfarbe von 6500 Kelvin erfolgen. Das entspricht dem Tageslichtspektrum. Zusätzlich sollte innerhalb der Voliere eine Vogellampe angebracht werden, die Wärme und ultraviolettes Licht abgibt. Vögel im Innenbereich sollten die Möglichkeit haben, ultraviolette Strahlen in Verbindung mit Wärme aufnehmen zu können. Nur so können sie im Körper gewisse Vitamine aufschliessen.

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Lebensraumvolieren eignen sich besonders für kleine Vögel. Bedingung ist, dass nur wenige kleine Vögel darin gehalten werden. Sehr gut eignen sich dafür Prachtfinken, wie eben die Rotkopf-Papageiamadinen. Sie stammen aus einem feucht-warmen Lebensraum der Südseeinsel Neukaledonien und zerstören die Vegetation kaum. Darum wird ihre Voliere bepflanzt. An senkrecht angebrachten Naturästen können auch mit Jute kaschierte Töpfe mit epiphytischen Pflanzen wie Nest-, Geweih- und Schwertfarn befestigt werden. Verholzte Äste von Wildem Wein, um grössere Stämme gewickelt, werden nicht nur gerne von kleinen Vögeln angeflogen, sondern wirken auch optisch wie Lianen. Der Boden der Voliere sollte mit Plastik ausgelegt werden. Darüber können Pinienrindenschnitzel, ein Pflanzgranulat basierend auf Lava und Bims oder Sand ausgelegt werden. Am Boden können Pflanzen in Töpfen stehen, die mit Kork kaschiert werden. Das Grün muss regelmässig besprüht werden. Das abtropfende Wasser wird vom Bodenmaterial gut aufgenommen.

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Afrika im Keller

Auch eine Voliere für Savannenbewohner ist reizvoll. Mit Steinen, Wurzeln, Sand, Grasstubben aus der Natur und Zweigen lassen sich Situationen in den Weiten Afrikas oder Australiens nachstellen. Viele Prachtfinkenarten stammen aus diesen Regionen und schätzen solche Landschaften unter Menschenobhut. Vor allem eine Ecke mit Falllaub sieht gut aus und wird von den Vögeln peinlich genau untersucht. In Lebensraumvolieren gibt es immer Beschäftigung für die Vögel.

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Der Vogelliebhaber Thomas Wallimann aus Zürich hat sich so sein eigenes Afrika geschaffen. Er hat in einem Keller zwei Savannenvolieren nachgebaut. Dabei hat er Kunstpflanzen, die den Arten im südlichen Afrika nachempfunden sind, mit echten Pflanzen kombiniert. Der Aufwand gibt ihm recht. Er erholt sich nicht nur prächtig in seinem Afrika – das er ohne lange Flugstunden, sondern nur durch einen Treppenabstieg erreicht –, sondern seine afrikanischen Prachtfinkenarten pflanzen sich in diesem Paradies ohne natürliche Feinde auch prächtig fort. Dies nicht zuletzt auch dank einem ausdividierten künstlichen Beleuchtungssystem.

Ob Regenwald oder Savanne, ein Wasserbassin brauchen alle Vögel. Mit einfachen Mitteln lässt sich ein natürliches Bassin nachbilden. Aus einer flachen, viereckigen Kiste aus dem Baumarkt wird rasch ein natürliches Vogelbad. Das geht so: Eine dicke Lage Schaumstoff aus dem Zoofachhandel am Boden, darüber werden dünne Schieferplatten gelegt. Der Rand wird mit Steinen, Wurzeln und Pflanzen ausgekleidet. So verliert sich die ursprüngliche viereckige Form. Ein Kopf eines Aquarienfilters, der in den Schaumstoff eingefügt wird, sorgt für Wasserbewegung. Denn plätscherndes Wasser stimuliert die Vögel, regt sie zum Baden und sogar zur Brut an.

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Zu einer gelungenen Biotopvoliere gehört auch die passende Rückwand. Entweder, die Savannenvegetation zieht sich auf einem Bild weiter, so wie das Thomas Wallimann gestaltet hat, oder aber, die Rückwand ist gelblich oder hellblau getönt, sodass der Blick ins Weite schweift. Bei einer Regenwaldvoliere eignen sich Bilder mit Pflanzenvegetation, entweder gemalt oder als Fotos gross aufgezogen. Das Rückwandbild sollte die Szenerie in der Voliere aufnehmen. So bildet sich optische Weite.

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Eine Lebensraumvoliere erfordert viel pflegerische Arbeit. Vogelkot muss täglich von den Pflanzenblättern und vom Dekorationsmaterial gewischt werden. Für den echten Vogelfreund ist das kein Aufwand. Denn wer kann denn sonst schon abends mühelos mal kurz in die Savanne oder den Regenwald entschlüpfen?

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Vogelhaltung in der SchweizDer Schweizer Tierschutz (STS) führte 2023 eine Recherche zur Vogelhaltung in der Schweiz durch. Dabei wurden 146 Haltungen analysiert. Die Hälfte aller Haltungen war in mindestens einem Punkt ungenügend. Der STS ortete als Hauptprobleme Einzelhaltungen (20 Prozent) und zu kleine Käfige (10 Prozent). Die Einzelhaltung von Vögeln ist in der Schweiz gesetzlich verboten, auch minimale Käfigmasse werden vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Fachliteratur und Gespräche mit Züchtern und Mitgliedern von Vogelzuchtverbänden führen weiter.

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