Der Hund bleibt während des Spaziergangs unvermittelt stehen, spannt den Körper an, hebt den Kopf und reckt die Schnauze in die Höhe. Die Nasenlöcher gehen auf und zu – ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Vierbeiner Witterung aufgenommen hat. Und wenn er dann ganz schnell weg ist, dann gefällt ihm, was er da riecht. Dies kann ein toter Fisch oder anderes Aas sein, Kot oder ein frisch gegülltes Feld. Auf jeden Fall etwas Stinkendes, auf das er sich sofort stürzt. Mit Schwung lässt er sich auf den Rücken fallen und dreht sich hin und her.  Wenn er könnte, würde er vor Freude jauchzen – dies im Gegenteil zu Frauchen oder Herrchen. Menschen rümpfen die Nase ob des Gestanks von Mist, Kot und Verwesung am Hundefell. Für das Tier allerdings ist es ein «feines Parfüm». Hunde wälzen sich instinktiv in Dreck, Schlamm oder Gras und drücken mit dem neuen Duftkleid ihr Wohlbefinden aus. Sie scheuern ihr Fell und nehmen auch noch interessante Gerüche auf.

Sexuelles Imponiergehabe

Doch warum viele Hunde diese für Menschen ekligen Sachen tun, sei sich die Wissenschaft nicht einig, sagt Sacha Thommen, Hundecoach im solothurnischen Günsberg. Es gebe keine abschliessende Antwort – aber mehrere mögliche Gründe. Einer davon ist die Tarnung: «Mit dem Wälzen auf Aas überdecken sie ihren Eigengeruch, damit ihre Feinde oder ihre Beute sie erst später riechen», erklärt Thommen. «Dies machen primär Hunde mit einem starken Jagdtrieb.»

Mit ihren natürlichen Gerüchen wecken Hunde das Interesse ihrer Artgenossen. Wälzen sie sich in Kot oder Gülle, ist ihnen deren Aufmerksamkeit gewiss. Insolchen Fällen gehe es um sexuelles Imponiergehabe, sagt Thommen: «Mit der Aktion zeigen sie den anderen, schaut her, ich bin in der Lage, Welpen zu ernähren.» Dieses Verhalten zeigen Hunde erst mit dem Beginn der Geschlechtsreife.

Der dritte Grund führt zurück zur unterschiedlichen Wahrnehmung von Mensch und Tier, was ein guter Duft ist. Herrchen oder Frauchen sind während des Spaziergangs abgelenkt, sie reden mit anderen Menschen oder telefonieren. Wälzt sich der Hund auf einer stinkenden Stelle, ruft er die Zweibeiner auf den Plan. «Weil er weiss, dann kommt Frauchen und macht ein Theater.»

Aufmerksamkeit zu erregen, dürfte auch der Hauptgrund für kurznasige Hunde sein, sich in Mist und Co. zu wälzen. «Rassen, welche einen kurzen Nasenschädel haben, riechen schlechter als Hunde mit langen Nasen, da sie über deutlich weniger Riechzellen verfügen», erklärt Thommen. Ein Schäferhund etwa hat bis zu 220 Millionen Riechzellen, der Lauf- und Schweisshund «Bloodhound» sogar bis zu 300 Millionen. Zum Vergleich: Beim Menschen sind es 50 Millionen. Und so riecht ein Labrador, dass sein Freund aus dem gleichen Haushalt sich auf dem Kauknochen gewälzt hat. Und ihm so gezeigt hat: Das ist mein Eigentum.

Den Hund unbedingt daran hindern

Dieses Markieren ist harmlos. Das Wälzen in Aas und Jauche aber würde Sacha Thommen ebenso unterbinden wie das Fressen von Kot: «Bei toten Tieren weiss man nie, welche Parasiten sie in sich tragen.» Wenn Hunde Gülle fressen und verschlucken, könne dies bis zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen. Fresse ein Hund den Kot eines Pferdes, das kurz zuvor entwurmt worden sei, könne er Medikamente aufnehmen, die zu gesundheitlichen Problemen führen könnten.

Auf die Frage, wie man den Vierbeiner an all dem hindert, rät der Hundecoach, schon beim Welpen damit anzufangen. Damit er gar nicht erst auf die Idee komme, sich in Aas zu wälzen. «Den Hund ruhig von der Stelle wegnehmen, wenn es sein muss mehrere Male, bis er das Interesse daran verloren hat», lautet Thommens Rezept. «Dabei auf Brimborium verzichten, weil dies das Aas oder die Gülle interessanter macht.»

Weitere Eigenarten von Hunden

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Den eigenen Schwanz jagenDer Hund dreht und dreht und dreht sich um seine eigeneAchse. Sein Ziel: sein Schwanz. Für dieses für Menschen belustigende Verhalten gibt es mehrere Gründe. Unterforderung oder Langeweile ist einer – etwa, wenn der Hund registriert, dass ihm damit die Aufmerksamkeit der Menschen gewiss ist. Andere Hunde jagen ihren Schwanz, um bei Anspannung Stressabzubauen. Zeigt ein Vierbeiner immer regelmässiger dieses Verhalten, könnte es auf eine Zwangsstörung hinauslaufen. Das Jagen des Schwanzes könnte auch ein Hinweis auf einen beginnenden epileptischen Anfall sein. Die Unterscheidung zu Verhaltensproblemen ist allerdings schwierig. Auf jeden Fall sollte man in solchen Fällen eine Fachperson hinzuziehen.

Drehritual vor dem Hinlegen
Auch bevor sie sich schlafen legen, laufen viele Hunde im Kreis herum, zuerst mehrmals in die eine Richtung, dann in die andere. Zwischendurch kratzen sie am Boden oder klopfen mit den Pfoten am Teppich herum. Fachleute vermuten, dass dieseRituale auf Ur-Instinkte zurückgehen. Schon die Wölfe führten in der freien Natur solche «Tänzchen» auf, um sich den Schlafplatz gemütlicher zu machen, Blätter und Gras platt zu drücken und den Boden mit den Pfoten auf gefährliche Dornen oderTiere abzusuchen.

Im Haus scharren
Draussen lieben es Hunde, in der Erde oder im Sand zu buddeln. Manch ein Vierbeiner nimmt dieses Verhalten mit ins Haus und wühlt wie wild im Teppich oder auf dem Sofa. Die einen tun dies, um Aufmerksamkeit zu erregen oder Stress abzubauen. Andere wollen einfach den feinen Kauknochen sichern, indem sie ihn unter dem Sofakissen oder unter der Teppichkante vergraben.