Alle Blicke richten sich auf die Frau und ihren Hund mitten auf dem Spielfeld. In der Hand hält sie einige Frisbees. Der Hund blickt konzentriert, lässt sein Frauchen nicht aus den Augen. Das Absperrband wiegt leicht im Wind. Dahinter stehen die Zuschauer. Rufe und Klatschen dringen aus den Pavillons der Teams auf der Seite des Felds. Die vier Richter der Kategorie Super Open Freestyle sind be reit, Musik ertönt aus den Lautsprechern. Die Frau beginnt sich zu bewegen, als würde sie mit ihrem Hund tanzen, wirft den ersten Frisbee in die Höhe. Der Hund springt, schnappt ihn sich. Dabei bewegt er sich blitzschnell. Er springt an seinem Frauchen hoch, stösst sich wieder ab. Wieder und wieder wirft sie einen Frisbee, mal höher, mal weiter. Der Hund scheint zu fliegen. Bei jedem «Catch», also wenn der Hund die Scheibe gefangen hat, ertönt Jubel aus allen Lagern. 

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© Melanie Graf

«Genial», sagt eine Zuschauerin. Bei dieser Sportart sei der Hundehalter gefordert, müsse schnell reagieren und auf das Timing achten. «Man sieht sehr perfekte Übungen», sagt ein weiterer Zuschauer beeindruckt. Über Lautsprecher wird bekannt gegeben, wie viel Zeit der Teilnehmerin noch bleibt. Insgesamt gehören zwei Minuten dem Team auf dem Feld. Danach wird die Musik abgestellt. Vier Richter kritzeln ihre Bewertungen auf ein Papier. Es zählen unter anderem Choreografie, Schwierigkeit, gefangene Würfe, Teamarbeit. Die Frau und ihr Hund verlassen den Platz, Kinder sammeln die Frisbees ein. Der Speaker kündet den nächsten Teilnehmer an. 

Im nächsten Jahr darf die Schweiz Gastgeber der Weltmeisterschaft sein
Die Dogfrisbee European Championship 2013 (USDDN) ist im vollen Gange. Und zum ersten Mal wird die Europameisterschaft in der Schweiz ausgetragen. 2010 war sie in Holland, 2011 in Belgien und 2012 in Polen. Rund 130 Teilnehmer aus vielen Ländern Europas und sogar aus Japan sind am Start. Eva Zwicker und Alan Soldic aus Arnegg SG haben die EM in die Schweiz geholt und zusammen mit «Discdog Ostschwiiz» organisiert. Dafür haben sie einen geeigneten Platz auf der Sportanlage Gründenmoos in St. Gallen gefunden. Die Organisatoren sind stolz darauf, den dreitägigen Event durchführen zu dürfen, und freuen sich bereits auf das nächste Jahr. Denn dann wird die Schweiz Gastgeberland für die Weltmeisterschaften sein. 

Eva Zwicker und Alan Soldic spielen seit knapp acht Jahren Dogfrisbee, gehören zu den Pionieren in der Schweiz. Zwicker ist Inhaberin einer Hundeschule, leitet eine «Frisbeegruppe» und Seminare. Hundefrisbee hat sich sich zu einer auf Wettkampfebene praktizierten Hundesportart entwickelt. Doch noch ist es bei uns eine «Randsportart». Ihr Ursprung ist im Amerika der 1970er-Jahre zu finden. Es gibt verschiedene Regelwerke, in St. Gallen wird nach den Regeln der U.S. Disc Dog Nationals (USDDN) in verschiedenen Kategorien gespielt. Publikumsmagnet ist die Kategorie Super Open Freestyle der Profis. 

Hinter den Pavillons werden Würfe geübt. An Verkaufsständen werden jegliche Hundeartikel angeboten, es gibt auch Frisbees zu kaufen. Kinder dürfen auf einem Parcours ihre Fertigkeit mit dem Frisbee unter Beweis stellen. Weiter zum Programm gehört ein offenes Hunderennen über 80 Meter und ein Mini-Military. Es wird ein Hundefrisbee-Workshop durchgeführt. Auf einem weiteren Feld zeigen die Anfänger ihr Können. Doch das alles wird zum Nebenschauplatz, wenn wieder ein «Freestyle»-Profi den Hauptplatz vor der Tribüne betritt. 

Die Teilnehmer aus Japan wurden ihrer Favoritenrolle in St. Gallen gerecht
Teilnehmer Florian aus Deutschland hat gerade das Spielfeld verlassen und ist noch immer ausser Atem. Er ist nicht zufrieden mit seiner Leistung. «Sie hätte besser sein können», sagt er. Er habe dem Hund zu wenig klare Zeichen gegeben. Er gehe heute Abend früh ins Bett. «Sonst wird mein Auftritt morgen noch schlimmer als heute.»

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Yachi Hirai wurde Europameister – als Japaner. Bild: © Melanie Graf

Die meisten Teilnehmer übernachten in Zelten und Wohnwagen in Sichtweite des Spielfeldes. Am Abend wird Frisbee gespielt, grilliert, etwas getrunken, Party gemacht. Aber ausgeschlafen zu sein, ist sicher eine gute Idee, denn die Konkurrenz ist es bestimmt. Besonders stark sind die japanischen Hundesportler. «Sie werden als Favoriten gehandelt», sagt Eva Zwicker. Die Japaner dürfen mitmachen, da es sich bei der EM um einen offenen Wettbewerb handelt. Und man wolle dies auch in Zukunft so belassen, das sporne zu mehr Leistung an. Zwicker weiss, welche Vorteile die Japaner für sich nutzen: «Sie spielen mit mehr Risiko und sind beweglicher.» Sie vermute, dass einer der Japaner den Titel hole. 

Sie sollte Recht behalten. Am Sonntagabend wurde Yachi Hirai zum Super-Open-Freestyle-Europameister gekürt. Sein Sohn Shaun folgte ihm auf dem zweiten Platz. Der dritte Platz gehört einem Tschechen. Tröstlich für die Einheimischen: In der Kategorie ProToss&Fetch holte sich der Schweizer Marcel Buff aus Zumikon ZH den EM-Titel. 

Discdogging 


Hundefrisbee ist für fast alle Rassen geeignet. Der Hund kann seinen Beutetrieb ausleben und wird geistig und körperlich gefordert. Richtig ausgeübt ist Frisbee nicht schädlich für ihn. Es gilt aber Regeln zu beachten: Sprünge dürfen erst ins Training eingebaut werden, wenn der Hund ausgewachsen ist. Hundefrisbee ist ein Sport, den man nicht ohne Vorkenntnisse betreiben sollte. Der Vierbeiner fängt nur gut und sicher, wenn der Mensch richtig wirft. Die optimale Wurftechnik ist Grundlage für diesen Sport. Der Spieler muss daher zuerst lernen, die Scheibe gezielt zu werfen, damit der Hund keine Verletzungen davonträgt.
www.discdog-ostschwiiz.ch

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