Katja Gross ist rasant unterwegs. Mit ihrem Trottinett, das von ihren beiden Hunden Rado und Falk gezogen wird, kurvt sie auf den Waldwegen im Oberbaselbiet umher. Sie kommt immer näher – und schon ist sie vorbeigerast. Bis zu 25 Stundenkilometer schnell kann sie mit ihren Samojeden sein. 

Gross ist ein Profi im Hundesport. Im Winter bestreitet sie regelmässig Schlittenhunderennen. Und das mit Erfolg: Sie hat schon einmal den zweiten Platz am internationalen Schlittenhunderennen in Studen SZ gewonnen. Um ihre Hunde auf die Wettkämpfe vorzubereiten, trainiert Gross sie auch in der schneefreien Zeit. Dafür gibt es auch einen Trainingswagen mit Rädern. «Der ist aber mit 40 Kilogramm zu schwer für meine beiden Hunde», sagt sie. Eine ideale Lösung hat sie vor vier Jahren im «Dogscooting» gefunden. 

Wann genau die Sportart entstanden ist, ist nicht bekannt. In Europa, Neuseeland und Australien kennt man sie seit etwa 1980. Auch in der Schweiz ist «Dogscooting» zum Trendsport geworden. Es finden hierzulande mittlerweile sogar viele «Dogscooting»-Rennen statt.

Sogar kleine Hunde haben genügend Kraft, um einen Menschen zu ziehen
Dogscooting ist ein Zughundesport auf einem gewöhnlichen Trottinett mit zusätzlichem Zubehör für den Hund. Dieses besteht aus einer Biker-Antenne, die am Lenkrad des Trottinetts angebracht wird. Daran befestigt man die Zugleine und das Zuggeschirr für den Vierbeiner. Auf dem fahrenden Trottinett «wiegt» der Mensch einen Drittel weniger, deshalb können auch kleine Hunde ohne Probleme einen erwachsenen Menschen ziehen. 

«Dogscooting ist ideal, um die Kommandos für die Schlittenhunderennen zu trainieren», sagt Gross. Die Sportart ist aber nicht nur für Schlittenhundesportler geeignet. Sie ist auch eine ideale Ergänzung zum täglichen Hundespaziergang.

Einer der wenigen Anbieter von Dogscooting-Trottinetts in der Schweiz ist Frank Scheffler aus Halten SO. Gross ist eine Kundin von ihm. «Ich habe viele Kunden, die als Abwechslung zum Spaziergang mit ihren Hunden Trottinett fahren», sagt Scheffler. Einen Einführungskurs hält er nicht für notwendig. Die Sportart ist einfach zu lernen. «Wichtig ist einfach, dass man ständig etwas bremst, damit man nicht zu schnell wird», rät Scheffler. Am besten lasse man sich von einem erfahrenen «Dogscooter» einführen.

Gerade dreht Gross ihre zweite Runde. Auf einmal gerät sie wegen des Eises auf dem Waldweg ins Schleudern und liegt innert Sekunden flach auf dem Boden. Die Hunde ziehen das Trottinett noch ein paar Meter weiter, doch auf das laute «Stopp»-Kommando reagieren sie sofort. Gross steht schnell wieder auf und lacht. «Bei dieser Sportart darf man nicht zimperlich sein», sagt sie und putzt sich den Schnee von der Kleidung. Wichtig sei, dass man ständig einen Helm und eine Sonnenbrille trage. Die Brille schützt vor Ästen und Steinchen, die einem während der Fahrt ins Auge fliegen könnten. Gut sind laut Gross auch robuste Handschuhe, damit man sich bei einem Sturz nicht aufschürft. 

Am Anfang sollte die Tour nicht länger als zehn Minuten dauern
Nach dem Sport gibt es immer eine Belohnung für die Hunde. «Das muss sein», sagt Gross. Schliesslich hätten die Hunde auch viel geleistet. Die beiden Samojeden fressen gierig ihre «Gutzis» und trinken dazu viel Wasser. 

Gross ist pro Woche drei Mal mit ihren Hunden auf dem Trottinett unterwegs und legt Strecken von sechs bis acht Kilometern zurück. Wenn jemand mit «Dogscooting» beginnt, ist es laut Gross wichtig, dass er nicht sofort mehrere Kilometer weit fährt. Ideal sind nicht mehr als zehn Minuten. Der Hund muss zuerst langsam seine Muskeln aufbauen können. Gross spannt jeweils ihre beiden Hunde vor das Trottinett – als Profi-Sportlerin kein Problem. Anfänger sollten zuerst nur mit einem Hund fahren. Die Kommandos «rechts», «links», «geradeaus» und «stopp» können gut während des Spaziergangs geübt werden. Viele Sportler aus der Hundeschlittenszene benutzen die gleichen englischen Kommandos wie bei den Rennen. 

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Floyd und Tyson mit dem Dogscooter. Video: www.trottisport.ch

Natürlich gibt es auch Hunde, die einfach kein Interesse daran haben und jedes Gräslein auf dem Waldweg interessanter finden. «So einen haben wir auch», sagen Trottisport-Inhaber Scheffler und seine Frau lachend und zeigen auf ihren Hund Tyson. Ihr zweiter Hund Floyd ist dafür umso motivierter. 

Für Gross ist es das Schönste zu sehen, wie sich ihre Hunde auf die «Trotti-Tour» freuen. Sie können es oft kaum erwarten loszustürmen. «Wenn ich fahre, vergesse ich alle Sorgen», sagt die Hundeliebhaberin. Sie geniesst vor allem die Ruhe im Wald. Das Einzige, was sie während der Fahrt hört, ist das Hecheln ihrer Hunde.