An der Spitze der Tiervideo-Charts stehen regelmässig Katzenfilme. Die verspielten Stubentiger sind an Filmtauglichkeit kaum zu überbieten. Sie jagen allem hinterher, was sich bewegt, schlafen in den komischsten Stellungen und sind auch immer wieder für eine Überraschung gut.

Die einfachste Anleitung für einen lustigen Katzenfilm: Man nehme eine Katze und einen Laserpointer – und filme, wie das Tier dem Lichtpunkt hinterherjagt. Das funktioniert eigentlich immer.

Und jeder, der Katzen mag und auch schon mal selber eine kleine Katze zu Hause hatte, kann den Sänger des «Mean Kitty Song» (gemeines Kätzchen-Lied) verstehen, der sich darüber beklagt, dass der kleine Kater mit Namen Sparta ihn regelmässig attackiert, überall schläft ausser auf seinem Plätzchen und trotz Wassernapf aus der Toilette trinkt. Der Film zeigt den Sänger und natürlich den herzigen Kater. Der Song wurde vor fünf Jahren auf Youtube hochgeladen und seither über 74 Millionen Mal angeschaut. 

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Quelle: YouTube/TheMeanKitty

Noch beliebter als Sparta ist offenbar Husky Mishka. Der nur 48 Sekunden dauernde Kurzfilm, in dem der Hund «I love you» jault, wurde über 83 Millionen Mal angeschaut. Die Familie von Mishka hat sogar einen eigenen Youtube-Kanal, wo sämtliche Filme über den Husky und die beiden anderen Hunde der Familie aufgelistet sind. Mishka hat hier über 400 000 Abonnenten, die regelmässig seine Filme anschauen. Der Husky, der so lustig jault, wenn man ihm etwas vorsagt, ist auch schon im Fernsehen aufgetreten.

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Quelle: YouTube/gardea23

Lustige Szenen und Missgeschicke sind auf Youtube am beliebtesten. Das gilt auch für Filme über Menschen. Und Sex verkauft sich auch hier – allerdings nur so lange, bis Youtube die Filme wieder vom Netz nimmt, weil sie nicht den Jugendschutzbestimmungen entsprechen. Vor Sex machen auch die Tierfilmer keinen Halt. Besonders beliebt sind Paarungsszenen von Pferden. Solche Filme schaffen es ebenfalls locker auf Millionen Klicks. 

Die Hobby-Tierfilmer können mit ihren Videokanälen auch Geld verdienen
Viel harmloser ist da Bananasplit. Das Meerschweinchen macht eigentlich nichts Besonderes. Es erkundet sein Gehege, seine Artgenossen und die Wohnung seines Besitzers und frisst. Der Gag der Filme mit Bananasplit und seinen Kollegen sind die Kommentare. Das Meerschweinchen ist nicht nur pummelig und süss, sondern auch frech. Der Besitzer und Filmer tritt regelmässig in den Videos auf und spricht die Kommentare. Auch er hat einen eigenen Youtube-Kanal, unter dem Namen «Professor Kaboom». Bananasplit hat bei den Abonnenten kürzlich die 100 000-Limite überschritten. Der Kommentar des Meerschweinchens: «Es gibt also über 100 000 Leute, die in ihrem Leben nichts Besseres zu tun haben, als Meerschweinchen-Hintern zu gucken.»

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Quelle: YouTube/ProfessorKaboom

Für die Betreiber der Videokanäle ist das Ganze durchaus ein lohnendes Geschäft. Denn als Partner von Youtube verdienen sie Geld durch Werbung. Dafür müssen sie sich aber an gewisse Richtlinien halten und die Videos müssen bestimmten Qualitätsstandards entsprechen. 

Die Beliebtheit und Reichweite des Videoportals versuchen auch Organisationen für sich zu nutzen. So haben auch Tierschützer eigene Youtube-Kanäle. Zum Beispiel der Schweizer Verein «Tier im Fokus», der sich für die Rechte von Nutztieren einsetzt. Ein aktueller Film auf seinem Kanal zeigt Filmaufnahmen aus einem Schweizer Schweinemast-Betrieb, wo die Säue auf blankem Boden gehalten werden – statt auf Stroh.

Wesentlich hässlicher sind die heimlichen Aufnahmen aus einem Schweizer Hühnermastbetrieb, wo sich Hunderte von Küken tummeln und einzelne gar zu Tode gehackt und gefressen werden. Meist aber schaffen es diese Videos nur auf einige Hundert Klicks. «Youtube ist vielleicht das falsche Portal für solche Botschaften», sagt Helen Sandmeier, die sich um den Internetauftritt des Schweizer Tierschutz (STS) kümmert. 

Für Tierschützer wird die Würde des Tieres in einigen Videos missachtet
Zudem: «Vieles auf Youtube finde ich einfach auch nicht lustig und es gibt Fälle, in denen die Würde des Tieres missachtet wird. Alles, was Tiere lächerlich macht, finde ich schlecht.» Der STS selbst hat zwar noch einen eigenen Youtube-Kanal, «aber er wird eigentlich nicht mehr aktualisiert», sagt Sandmeier. Sie finde, dass Youtube das falsche Umfeld für den STS sei. Die letzten STS-Videos, die hier zu sehen sind, stammen aus einer Pelzproduktionsfirma in China. Kein schöner Anblick. «Auf solche Videos gibt es natürlich schon Reaktionen», erklärt die Tierschützerin. Das sei ja auch das Ziel. 

Gegen das Videoportal selber hat sie denn auch nichts. «Es gibt ja auch viele gute Sachen auf Youtube.» Als Beispiel nennt sie einen Film, in welchem eine Frau ihre Katze für eine kurze Zeit in einen Hasenstall sperrte. Mit ihrer Aktion habe die Katzenhalterin auf die ihrer Meinung nach nicht optimale Kaninchenhaltung aufmerksam machen wollen, sagt Sandmeier. 

Der Tierschutz legt in der Zwischenzeit mehr Gewicht auf seine «Tierreport»-Internetseite. Hier werden Tiere aus den Tierheimen vorgestellt und können so vermittelt werden. Aber auch da kommt das Video zum Zug. Sandmeier: «Dank der Filme können die Tiere richtig gut und umfassend gezeigt werden.» Statt Youtube benutzt der STS jetzt einfach das Videoportal «Vimeo».