Freigänger-Katzen schlafen, fressen und versäubern sich, wo es ihnen gerade am besten passt. Während einige Menschen Katzen gerade wegen diesem Eigensinn und der vermeintlichen Unabhängigkeit lieben, sind andere über die ungeladenen Gäste genervt oder gar verärgert. Insbesondere die Tatsache, dass Freigänger-Katzen in fremden Gärten koten, markieren und jagen sorgt für ernsthafte Konflikte unter Nachbarn.

Um die Nachbarskatzen davon abzuhalten, regelmässig über die offene Terrassentüre ins Haus einzudringen und sich im Gemüsebeet zu versäubern, hat ein Leser der «Tierwelt» an der Grenze zum Nachbargrundstück haufenweise Dornäste ausgelegt. Und ein anderer Leser hat berichtet, dass seine Nachbarin ihm regelmässig Katzenkot über den Zaun werfe, in der Annahme, dass seine Katze dafür verantwortlich sei.

Gemäss der Stiftung Tier im Recht kommt Katzen eine besondere Stellung zu, dass diese im Gegensatz zu Hunden nicht ständig kontrolliert und auch nicht so erzogen werden können, dass sie wissen, was sie auf ihren Streifzügen machen dürfen und was nicht. Die entscheidende Frage ist demnach, was einer Nachbarin oder einem Nachbarn zugemutet werden kann beziehungswiese, ab wann die Beeinträchtigung übermässig ist – wobei eine solche übermässige Beeinträchtigung letztlich im Einzelfall gerichtlich festgestellt werden muss.

Schmerz ist keine Lösung

Was aber kann gemacht werden, damit es gar nicht erst so weit kommt? Einigermassen effektiv sind sogenannte Katzenschreck-Ultraschall-Geräte – diese werden aber etwa vom Schweizer Tierschutz STS abgelehnt. Laut Arlette Niederer von der Fachstelle Heimtiere des STS ist der Schall für Katzen unangenehm bis schmerzhaft. Ausserdem könne die Katze kaum abschätzen, was den Ultraschall auslöse, was zu Angst und Unsicherheit führen könne. Die Frequenz dieser Gerät liege zudem im Hörbereich von anderen Haus- und Wildtieren, die dadurch ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen würden.

Verboten sind die Geräte laut Niederer aber nicht. Ausser der Sensor- und Beschallungsbereich des Gerätes ist auf ein Nachbargrundstück ausgerichtet oder wenn die betroffenen Tiere – etwa bei einer Anwendung auf dem Balkon oder im Innenbereich – keine Möglichkeit haben, dem Ultraschall auszuweichen. Aus Sicht des Tierschutzes sind sämtliche Erziehungsmittel abzulehnen, die Tiere mit schmerzhaften Strafreizen davon abhalten sollen, ein gewisses Verhalten zu zeigen. Dazu gehören etwa die im Handel erhältlichen Katzenabschreckmatten mit Kunststoffstacheln oder die «CatMat», welche mit Stromstössen gegen unliebsame Besucherinnen vorgeht. Katzenabwehrgürtel, die um den Stamm eines Baumes angebracht werden, um die Katzen von der Jagd auf Vögel abzuhalten, können angewandt werden, wenn sie keine gefährlichen Spitzen haben und sie zudem korrekt montiert sind, sodass Katzen nicht mit dem Halsband an den Spitzen hängen bleiben. Strafbar wäre es unter anderem, Giftköder auszulegen, das Tier mit Steinen zu bewerfen oder mit einer Waffe zu schiessen.

Automatisch nass gespritztWasserstrahl-Tiervertreiber (s. Haupttext) mit einem Wirkungsbereich von 60 Quadratmetern sind im Online-Handel für rund 50 Franken unter anderem erhältlich bei Pearl.ch oder Conrad.ch. Sobald ein Tier in den Bereich des Bewegungsmelders kommt, sprüht der Tierschreck mehrere Sekunden lang einen bis zu zehn Meter weit reichenden Wasserstrahl. Die Geräte werden in den Boden gesteckt und an den Gartenschlauch angeschlossen.

Gitter, Wasser und Kaffee

Die sicherste Methode, Katzen zu vertreiben bleibt laut Niederer das persönliche, direkte Vertreiben durch rufen und Scheinangriffe. Auch der Einsatz einer Wasserpistole kann helfen. Da sich Katzen allerdings schnell merken würden, wenn man nicht zu Hause sei, reichten diese Massnahmen meist nicht aus. Um Katzen davon abzuhalten, ihr Geschäft in einem Beet zu verrichten, könne man ein Kompostgitter flach auf das Beet legen, sagt Niederer. Dadurch wird verhindert, dass die Katzen in dem Bereich scharren. Empfohlen wird zudem, Kaffeesatz über die betroffenen Beete zu streuen: «Katzen bekommen beim Scharren den Kaffee an die Pfoten. Wenn sie sich dann sauber lecken, schmecken sie die für sie sehr unangenehmen Bitterstoffe.» Bis die Katzen die Verknüpfung zwischen Beet und dem unangenehmen Geschmack an den Pfoten herstellen könnten, brauche es allerdings eine Weile. Eine gute Möglichkeit seien auch Katzenschreck-Geräte, welche mit Wasser arbeiteten. Nähert sich eine Katze diesem Gerät in seinem Sensorbereich, öffnet sich ein Ventil zu seinem Gartenschlauch und die Katze wird nass gespritzt. Insgesamt hält die Heimtierbeauftragte des Tierschutzes allerdings fest: «Ist ein Garten nicht katzensicher eingezäunt, wird sich nie ganz vermeiden lassen, dass Katzen diesen aufsuchen.»

Übrigens: Obwohl die vom «Tierwelt»-Leser ausgelegten Dornäste die damit adressierten Katzen nicht ernstlich gefährden dürften und womöglich sogar Wildtieren Unterschlupf bieten, hatte die Massnahme eine unerwünschte und ernste Nebenwirkung: Die benachbarten Katzenhalter erlebten die Massnahme als unfreundlich und haben den Kontakt eingestellt.