Dies sagte Reto Zanoni, Direktor der Tollwutzentrale, am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Am Freitag hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) via Medien eine Touristin oder einen Touristen aus der Schweiz gesucht, die oder der ein Kätzchen in Marokko gestreichelt oder gar in die Schweiz gebracht hat.

Einer Person aus der Romandie seien zwei Kätzchen zugelaufen, auf welche die Beschreibung des BAG zutrifft: Eines ist getigert, das andere weiss. Konkrete Hinweise auf eine Herkunft aus Marokko gibt es zwar nicht - da sie allerdings auch nicht ausgeschlossen werden kann, wird der zuständige Kantonstierarzt die Tiere untersuchen. Besteht Verdacht auf Tollwut, werden sie eingeschläfert.

Ebenfalls bei der Zentrale angerufen hat eine Schweizerin, die am erwähnten Strand in Marokko ein Kätzchen gestreichelt hatte. Sie ist derzeit in Thailand. Gemäss Zanoni kann jedoch aufgrund der Schilderungen der Frau ausgeschlossen werden, dass sie sich angesteckt hat.

Illegaler Haustierimport
«Dieser Fall illustriert das Problem mit der illegalen Einfuhr sehr gut», sagte Zanoni. Obwohl die Tollwut in Afrika, Asien und Osteuropa weit verbreitet ist, bringen Reisende immer wieder illegal Katzen und Hunde in die Schweiz. Im vergangenen Jahr hat die Tollwutzentrale 74 Tiere aufgrund verdächtiger Symptome untersucht.

Tollwut wurde zwar in keinem Fall festgestellt. Es zeigte sich aber, dass 19 von 31 untersuchten Hunden und eine von sieben Katzen illegal in die Schweiz importiert wurden. Die Schweiz ist eigentlich seit 1998 offiziell tollwutfrei. Vorübergehend hat sie diesen Status wegen eines tollwütigen Hundes jedoch verloren.

Dieser Fall trat im Juli 2003 auf, und seit Februar 2004 hat die Schweiz den Status «frei von Tollwut» wieder zurück. Im Sommer 2012 starb in der Schweiz erstmals seit 1977 ein Mensch an der Viruserkrankung. Opfer war ein US-Amerikaner, der sich im Ausland angesteckt hatte. Als auszurottende Seuche ist die Tollwut meldepflichtig.

Aufruf aus Frankreich
Das BAG hatte am Freitag einen Aufruf erlassen. Via Medien suchte das Bundesamt nach einer Schweizerin oder einem Schweizer, der oder die am 12. Oktober am Strand von Aïn Diab in Casablanca in Marokko ein Kätzchen gestreichelt und gar in die Schweiz mitgenommen hat. Der Aufruf folgt nach dem Tollwut-Tod eines Kätzchens in Frankreich Ende Oktober.

Das BAG war darüber informiert worden, dass zwei weitere Kätzchen - möglicherweise aus demselben Wurf - am gleichen Ort in Marokko waren. Ein Zeuge will eine Person aus der Schweiz gesehen haben, die ein getigertes und ein weisses Kätzchen eingesammelt und möglicherweise in die Schweiz gebracht hat. Die Tiere sind laut BAG bereits ansteckend, und jeder Kratzer und jeder Biss sowie das Lecken verletzter Haut könnten für Menschen ansteckend sein.