Wegen ihres Engagements für die Umwelt sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness weltweit 207 Naturschützer getötet worden. Allein 60 Prozent der Morde wurden in Lateinamerika gezählt, wie die Aktivisten von Global Witness am Dienstag in ihrem jährlich erscheinenden Bericht mitteilten. Mit sechs Opfern mehr als im Vorjahr habe die Organisation 2017 einen traurigen Rekord an Morden verzeichnet. Die meisten Naturschützer (57) seien in Brasilien umgebracht worden.      

Auf den Philippinen gab es laut Global Witness 48 Morde, in Kolumbien 24. In Mexiko habe sich die Lage mit 15 Morden im Vergleich zum Vorjahr zugespitzt, 2016 seien dort drei Naturschützer getötet worden. Dreiviertel der Opfer waren Indigene. Global Witness zählt zu den Opfern Aktivisten, die sich für Naturschutz-Organisationen einsetzten und Menschen, beispielsweise Mitglieder indigener Stämme oder Bauern, die sich gegen eine Übernahme ihre Landes wehrten.      

Die meisten Opfer seien Aktivisten gewesen, die sich gegen landwirtschaftliche Projekte stellten. Global Witness nennt in diesem Zusammenhang die Produktion von Milchprodukten, Rindfleisch, Baumwolle, Palmöl, Soja und Rohrzucker. «Viele dieser Produkte landen in unseren Supermarktregalen in Europa und anderswo», sagt Billy Kyte von Global Witness. Das Palmöl findet sich in Seife, das Soja werde an Rinder verfüttert, die dann geschlachtet werden. «Wir haben eine Verantwortung als Verbraucher, unsere Regierungen und Unternehmen dazu zu drängen, sicherzustellen, dass es entlang der Zuliefererkette keine Menschenrechtsverletzungen gibt», so Kyte.

Mörder kommen meist straflos davon  
In den Jahren zuvor waren vor allem Naturschützer in Verbindung mit Bergbau-Projekten getötet worden. Global Witness prangert in seinem Bericht zudem die Straflosigkeit für Täter an. In 92 Prozent der Fälle sei niemand für die Morde zur Rechenschaft gezogen worden. Ausserdem werde die Aufklärung in vielen Fällen behindert.          

Als Beispiel nennt Global Witness die bekannte indigene Umweltschützerin Berta Cáceres aus Honduras, die gegen ein umstrittenes Wasserkraftwerk kämpfte und 2016 getötet wurde. Verbindungen zwischen der Regierung des mittelamerikanischen Landes und Baufirmen hätten dazu geführt, dass der Fall nie vollständig aufgeklärt wurde, so die Organisation.      

Zudem hätten Mehrfachmorde zugenommen: So habe es in Brasilien drei Massaker gegeben, bei denen insgesamt 25 indigene Aktivisten getötet wurden. Neun Bewohner eines Dorfes im Bundesstaat Mato Grosso wurden laut Global Witness im April von Auftragsmördern umgebracht, nachdem sie einem Holzunternehmer verboten hatten, auf ihrem Land Bäume zu fällen.