Zerschnittene, verschmutzte und zerstörte Lebensräume: Die Hälfte aller Lebensraumtypen und ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten sind hierzulande gefährdet. Gleichzeitig beziffern sich die biodiversitätsschädigenden Subventionen auf mindestens vierzig Milliarden Franken pro Jahr. Das berechneten Forschende der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und des Forums für Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) in einer Studie, die sie am Montag den Medien präsentierten.

Unter den Subventionen, die die Artenvielfalt bedrohen, fassten die Studienautoren jene zusammen, die durch Verbilligungen den natürlichen Ressourcenverbrauch erhöhen und Lebensräume sowie die darin lebende Artenvielfalt beispielsweise durch Bodenversieglung, Lärmemissionen oder Überdüngung beeinträchtigten. Die Subventionen betreffen vor allem den Verkehr, die Landwirtschaft, die Energieproduktion und die Siedlungsentwicklung. Sie umfassen neben direkten Zahlungen auch Mindereinnahmen etwa durch Steuerreduktionen sowie externe Kosten wie Umweltschäden.

Viele Subventionen schwierig zu beziffern
Die ermittelte Subventionssumme gelte als Untergrenze, wie die Erstautorin Lena Gubler von der WSL im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagt. Denn ein Drittel der identifizierten Subventionen könne nicht quantifiziert werden. Indes birgt ein Drittel sogenannte innerökologische Konflikte: «Eine Subvention mit einem umweltförderlichen Ziel kann biodiversitätsschädigende Nebeneffekte haben, erklärte Gubler. Als Beispiel nannte sie die Kleinwasserkraft, die die Gewässerbiodiversität beeinträchtigt. Zudem wirken einige Subventionen je nach Umsetzung schädigend oder fördernd.

Eine weitere laut den Forschern problematische Subvention betrifft den Pendlerabzug. Zudem sind Treibstoffe von der CO2-Abgabe und internationale Flüge zusätzlich von der Mehrwertsteuer befreit. Ein Beispiel in der Landwirtschaft gilt dem Basisbeitrag: Dessen Höhe ist für extensiv bewirtschaftete Flächen gemäss den Autoren nur halb so hoch wie für intensiv bewirtschaftete Flächen. Energieintensive Unternehmen wie etwa die Zement- und Stahlindustrie erhalten Vergünstigungen bei der CO2-Abgabe, kostenlose Emissionszertifikate und sind vom Netzzuschlag befreit. Andere Subventionen fördern Wohneigentum.

«Auch ökonomisch ineffizient»
Die identifizierten Subventionen seien auch ökonomisch ineffizient, sagte Gubler. Verursachen sie zunächst Schäden, so brauche es für deren Behebung oft weitere öffentliche Mittel. Ebenso braucht es weitere öffentliche Mittel für die Biodiversitätsförderung, die bis zu einer Milliarde pro Jahr beträgt. Und gemäss dem Bundesamt für Umwelt nehmen die Kosten zu: In dreissig Jahren dürften die Verluste der Ökosystemleistungen rund vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen oder geschätzte 28 Milliarden Franken.

Die Autoren empfehlen vierzig Prozent der Subventionen abzuschaffen. Damit sprechen sie vor allem die Steuererleichterungen und Vergünstigen an. Zudem solle die Hälfte der Subventionen umgestaltet werden – etwa indem sie an Biodiversitätsrichtlinien geknüpft oder zeitlich befristet gewährt werden.

Dazu hat sich die Schweiz bis 2020 mit der Biodiversitätskonvention sowie der nationalen Biodiversitätsstrategie verpflichtet. «Ein Abbauplan fehlt jedoch bisher», sagte Gubler. Die Studie liefere nun eine Arbeitsgrundlage.