Zu den Renovierungen hinzu kommen Schäden an bestehenden Gebäuden durch Unwetter. In den letzten Wochen wurden allein durch Unwetter und Hagel Versicherern wie Axa, Allianz Suisse oder Mobiliar Schäden in Höhe von gut einer halben Milliarde Franken gemeldet.

Swiss Re hat errechnet, dass die weltweiten wirtschaftlichen Verluste aufgrund von Naturkatastrophen im vergangenen Jahr 202 Milliarden US-Dollar betrugen, während es 2019 noch 150 Milliarden waren.

Architekten stehen vor Herausforderungen
In einer aktuellen Forschung betont EPFL-Forscher Sergi Aguacil, wie wichtig die Renovierung des Schweizer Gebäudestands sei. Von den rund 4,5 Millionen Immobilien seien rund 80 Prozent vor den 1980er Jahren entstanden. Er hebt die signifikanten Gewinne hervor, die beispielsweise durch gebäudeintegrierte Photovoltaiksysteme (BIPV) erzielt werden könnten.

Heute unter der Berücksichtigung der künftigen Folgen des Klimawandels Gebäude zu entwerfen sei eine neue Herausforderung für Architekten, betont Aguacil. Die Relevanz des BIPV-Konzepts beginnt sich erst jetzt bei Entscheidungen für Sanierungen abzuzeichnen.

Auch die Eigentümer sind sich den Herausforderungen bewusst geworden. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der 2019 eröffnete neue Sitz des Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne. Der IOC-Sitz wird weitgehend mit erneuerbaren Energien betrieben und nutzt unter anderem das Wasser des Genfersees mittels Wärmepumpen zur ganzjährigen Klimatisierung. Auch am Hauptsitz von Swatch wird nach diesem Prinzip gearbeitet.

Das Beispiel des «Green Village» in Genf
Auch der grösste Baukonzern der Schweiz, Implenia, nutzt solche Verfahren. Umgesetzt wurde es im "Green Village" in Grand-Saconnex in Genf mit seinen grünen Aussenanlagen. Diese setzen auf viele Pflanzen, um eine komfortable, schattige Umgebung zu schaffen.

Auf dem Grundstück wurden mehr als 40 Prozent der Flächen nicht versiegelt. Somit kann das Regenwasser gut versickern und wird dem Boden entsprechend wieder zugeführt. Mit Blick auf den Hochwasserschutz rät EPFL-Forscher Aguacil zusätzlich, dem natürlichen Wasserlauf so viel Raum wie möglich zu gewähren und generell nicht in Risikogebieten zu bauen.

Zur Gestaltung des Daches erwägt Implenia, zusätzlich zu den Solarzellen für den Rest des Projekts ein Gründach zu integrieren, das als Wasserrückhaltepuffer dienen soll.

Um das Klima in den Innenräumen zu verbessern und städtische Hitzeinseln zu bekämpfen, werden die Gebäude vom «Green Village» durch Wärmepumpen gekühlt, die ans Grundwasser angeschlossen sind. Zudem läuft aktuell eine Simulationsstudie zum thermischen Verhalten der Gebäude auf dem Gelände.