Pflanzen findet man fast überall. Vom Nordpol bis in die Sahara, überall blüht, knospt und gedeiht irgendetwas. Wenn nicht genügend Nährstoffe vorhanden sind, um das Überleben einer Pflanze sicherzustellen, muss diese eine andere Strategie entwickeln.  

An Orten, wo kaum Stickstoff aus dem Boden zu ziehen ist, also etwa in Mooren oder auf Felsen, haben viele Pflanzen das Heft selber in die Hand genommen – und gehen auf die Jagd.  

Der Sonnentau ist eine solche fleischfressende – oder «karnivore» – Pflanze. Seine Strategie ist das Festhalten seiner Opfer. 

Der Meister der Klebefalle
Die Blätter des Sonnentaus sind mit Tentakeln besetzt, auf denen ein schillernder und (für Insekten) wohlriechender «Tautropfen» schwebt. Das angelockte Insekt muss aber auf die Harte Tour lernen, dass der Tropfen keineswegs aus Tau besteht, sondern ein klebriges Sekret ist, das Fliegen und andere Flieger und Krabbler festhält.  

Doch damit nicht genug. Weil sich grössere Insekten unter Umständen aus eigener Kraft befreien könnten, wickeln sich die anderen Klebe-Tentakel des Killerblattes um das Opfer, bis es sich überhaupt nicht mehr bewegen kann.  

Der Räuber hat nun alle Zeit der Welt, seine Beute genüsslich zu verdauen. Dies passiert ein weiteres Mal mit dem «Tau»-Sekret. Das Insekt wird zersetzt, bis nur noch der Panzer übrigbleibt. 

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Zeitrafferaufnahme eines Sonnentaus, der Beute macht. Quelle: YouTube/francischeefilms

Kleinvieh macht auch Mist
Nicht ganz so spektakulär wie der Sonnentau fängt das Fettkraut seine Beute. Die Pflanze, die auch in der Schweiz heimisch ist, hat dicke, glänzende Blätter, die – genau wie beim Sonnentau – mit einem klebrigen Sekret bedeckt sind. Die Beute des Fettkrauts ist zwar bedeutend kleiner als die dicken Brocken, die der Sonnentau einfängt, aber die Ernte lässt sich durchaus sehen.

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Noah Elhardt/wikimedia.org/CC-BY-SA

Die Blüte des Fettkrauts schiesst übrigens hoch auf, bis weit über die Ebene der Blätter. Dies ist eine Vorsichtsmassnahme der Pflanze, die damit verhindert, dass potenzielle Bestäuber wie Bienen in die Falle tappen und festkleben. Die braucht sie schliesslich noch.

Einzigartige Symbiose
Eine andere Klebefallenpflanze hat sich eine ganz besondere Strategie zurechtgelegt: Die Wanzenpflanze ist eine sogenannte präkarnivore Pflanze. Sie ist also nicht direkt fleischfressend.  

Dafür hat sie sich – wie ihr Name schon verrät – mit einer Wanze zusammengeschlossen und arbeitet in einer Symbiose mit ihr zusammen. Die Pflanze zieht Insekten an, lässt sie festkleben und wartet, bis die Wanze kommt. Diese ist mit einer Art «Anti-Haft-Schicht» bedeckt, bleibt damit nicht an der Wanzenpflanze kleben und kann sich an der Beute laben.  

Was hat nun die Pflanze davon, die der Wanze ihre Nahrung pfannenfertig serviert? Nun, die satte Wanze verdaut ihren Happen auch irgendwann wieder und scheidet übriggebliebene Nährstoffe aus, die dann wiederum von der Wanzenpflanze aufgenommen werden können.

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Denis Barthel/wikimedia.org/CC-BY-SA