Forscherin Jodie Rummer der James Cook-Universität im australischen Townsville hat mit ihren Mitarbeitern fünf Wochen lang das Verhalten von sechs Fischarten untersucht, die am Great Barrier Reef leben. Die Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift «Nature Ecology and Evolution». «Die Fische waren nicht in der Lage, zwischen Freund oder Feind zu unterscheiden, schwammen nicht mehr in Gruppen und fällten eine schlechte Wahl bezüglich ihres Lebensraums», berichtete Jodie Rummer der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch.

«Wenn sie die Wahl hatten, entschieden sie sich für den am wenigsten passenden Lebensraum», schilderte Rummer ihre Beobachtungen. «Statt einer gesunden, voll funktionsfähigen Koralle wählten die Fische eine mit einem Schutthaufen oder offene Gewässer. Keines von beidem bietet Schutz oder Nahrung.» Durch Erdöl beeinträchtigte Fische, wie zum Beispiel Mönchsfische, hätten des weiteren langsam auf Gefahr reagiert – als seien sie betrunken oder high.

Gestörtes Wachstum bei Jungfischen
Der Studie zufolge führt Kontakt mit Erdölerzeugnissen in den ersten drei Lebenswochen der Fische ausserdem zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate und zu einem gehemmten Wachstum. Während dieser Zeit entwickeln die Tiere ihre Organe und das Immunsystem.

Laut Rummer könnten schon geringe Mengen von Erdölerzeugnissen, zum Beispiel aus der Industrie und dem Schiffsverkehr, erhebliche Auswirkungen auf die Fischpopulationen haben. «Die Menge an Öl, von der wir hier sprechen ist vergleichbar mit wenigen Tropfen Öl in einem Olympia-Schwimmbecken, aber es hat ihr Verhalten drastisch verändert.»