Die Japanische Esskastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) ist eigentlich – wie ihr Name verrät – in Asien zu Hause. Dort treibt sie seit Jahrzehnten ihr Unwesen in Kastanienbäumen, indem sie ihre Eier in die Knospen der Kastanienbäume ablegt. Die Larven wachsen in den dort entstehenden «Gallen» heran, lassen Blätter verrotten und ersticken das Wachstum der Früchte im Keim.

Durch importiertes Baumschul-Material hat sich die Gallwespe vor einem guten Jahrzehnt auch in Europa eingenistet. Und von Italien her ist sie nun bis ins Tessin gelangt, wo sie die Kastanienbäume so sehr schwächt, dass die «Maroni»-Ernte dieses Jahr wohl komplett ausfallen wird. Schon letztes Jahr war die Ernte schlecht: Statt – wie noch 2006 – 60 Tonnen kamen 2012 gerade einmal zehn Tonnen Kastanien zusammen.

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Die befallenen Knospen des Kastanienbaums.
Bild: F Ceragioli/wikimedia.org/CC-BY-SA 

«Aus emotionaler Sicht schmerzhaft»
Für Unternehmer Paolo Bassetti, den Hauptabnehmer von Kastanien im Tessin, hält sich der finanzielle Schaden in Grenzen. «Aber aus emotionaler Sicht ist es sehr schmerzhaft», sagt er. «Denn Kastanien aus dem Tessin kommen bei den Kunden sehr gut an.»

Die Bekämpfung der Gallwespe erweist sich als problematisch: Mit chemischen Mitteln könne laut Bassetti nicht gegen die Parasiten vorgegangen werden, da in den Tessiner Kastanienwäldern nicht gespritzt werden dürfe.

Der Retter ist schon unterwegs
Doch eine mittelfristige Lösung sei in Sicht: Die Thorymus sinensis aus der Familie der Erzwespen ist ursprünglich ebenfalls in Asien beheimatet und der natürliche Gegenspieler der Gallwespe. Ihre Larven töten die Gallwespen-Larven und sind damit in der Lage, die Plage zu kontrollieren. Thorymus sinensis wurden ab 2003 in Italien systematisch zur Bekämpfung der Gallwespen eingesetzt und wandern nun von alleine ebenfalls in die Schweiz ein.

Doch der Schaden ist angerichtet: Bassetti rechnet damit, dass wir uns während einiger Jahre von Tessiner Kastanien verabschieden müssen, frühestens in vier Jahren könne es ihm zufolge die nächste Ernte geben, wenn sich das Gleichgewicht zwischen den beiden Parasiten wieder eingestellt habe.