Forscher vom Rocky Mountain Biological Laboratory im US-Bundesstaat Colorado haben in einem Experiment herausgefunden, dass Hummeln in schwachen Konkurrenzsituationen eher «fremdgehen» als bei grosser Konkurrenz.

Untreue Hummeln
Auf 20 Versuchswiesen markierten die Forscher über 700 Hummeln, die in insgesamt 10 verschiedene Arten aufgeteilt waren. Zusätzlich beobachteten sie, wie treu die Hummeln einer einzelnen Pflanze – in diesem Fall dem Rittersporn – waren. Anschliessend fingen sie mit Netzen alle Vertreter einer der zehn Hummelarten ein und fanden heraus, dass die verbliebenen Hummeln dem Rittersporn nicht mehr die Treue hielten.

Nach dem Wegfallen der Konkurrenz ist für die verbliebenen neun Hummelarten «Platz» freigeworden, sie haben mehr Pflanzen zur Auswahl und nützen diese Wahlfreiheit auch aus. Anstelle von hochspezialisierten Hummeln, die sich auf eine Blumenart konzentrieren, geriet das ganze Ökosystem kurzfristig durcheinander.

Angewiesen auf spezialisierte Bestäuber
Blumen können logischerweise nur durch Pollen ihrer eigenen Art bestäubt werden. Also sind sie angewiesen auf spezialisierte Bestäuber, denn Hummeln, die zwischen unterschiedlichen Blumenarten hin- und herhüpfen, tragen nichts zur Bestäubung bei. So wurde im Experiment auch ein Rückgang der Samenproduktion des Rittersporns um ganze 30 Prozent festgestellt.

Das zeige, dass sich bereits der Verlust einer einzigen Bestäuberart negativ auf den Pflanzenbestand auswirken könne – und dass die Auswirkungen des Bienensterbens womöglich bislang stark unterschätzt wurden. «Dieses Ergebnis zeigt, warum Artenvielfalt so wichtig für den Schutz von Ökosystemen ist», sagte Studienleiter Berry Brosi.

Gegenseitige Beeinflussung übersehen
Bisher gingen Forscher davon aus, dass Ökosysteme den Verlust einer Bestäuberart kompensieren können - Modellrechnungen deuteten darauf hin, dass andere Arten ihre Aufgaben übernehmen, schreiben die Forschenden. Doch diese Modelle berücksichtigten laut Brosi und seiner Kollegin Heather Briggs nicht, dass sich die Bestäuberarten auch gegenseitig beeinflussen.