Studie
Immer mehr invasive Arten weltweit
Weltweit sind immer mehr Lebewesen ausserhalb ihrer ursprünglichen Verbreitungsgebiete zu finden, fand ein internationales Forscherteam mit Schweizer Beteiligung heraus. Ein Ende des Trends sei nicht in Sicht.
Die Wissenschaftler rechnen sogar mit einem in Zukunft noch stärkeren Vormarsch gebietsfremder Arten. Ein Forscherteam unter Leitung von Franz Essl von der Universität Wien hat eine Datenbank mit rund 46'000 Erstfunden von fast 17'000 Arten ausserhalb ihrer ursprünglichen Verbreitungsgebiete erstellt. Zudem untersuchten sie die zeitliche Entwicklung der Invasionen seit 1492. Dieser Zeitpunkt gilt durch die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus als Start der Globalisierung und des weltumfassenden Handels, erklärte Essl.
«Wir haben herausgefunden, dass über die letzten 200 Jahre für alle Organismengruppen auf allen Kontinenten eine kontinuierliche Zunahme an gebietsfremden Arten zu verzeichnen ist», erklärte Sven Bacher von der Universität Freiburg, der an der Studie beteiligt war, gemäss einer Mitteilung der Hochschule vom Mittwoch. «Die meisten Gruppen haben gar in den letzten Jahren erst die stärksten Erhöhungen erfahren.»
Über eineinhalb neue Funde pro Tag
Mehr als ein Drittel (37 Prozent) solcher Erstfunde ausserhalb des ursprünglichen Verbreitungsraums wurde in den vergangenen vier Jahrzehnten aufgezeichnet, berichten die Forschenden im Fachmagazin «Nature Communications». Der Rekord liege bei weltweit 585 neuen Arten innerhalb eines Jahres, also mehr als eineinhalb neue Bio-Invasoren pro Tag, schreibt die Uni Freiburg.
Mit Ausnahme von Säugetieren und Fischen seien aktuell keine Anzeichen einer Abschwächung des Trends zu mehr und mehr gebietsfremden Arten zu sehen, erklärte Bacher. Bei diesen beiden Gruppen beobachteten die Forschenden seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine rückläufige Tendenz. Sie wurden früher absichtlich von Liebhabern, Jägern und Fischern verbreitet, was durch ein Umdenken und entsprechende Regelungen nunmehr seltener geschieht.
Die meisten anderen Artengruppen verteilen die Menschen jedoch unabsichtlich rund um den Erdball, zum Beispiel durch den globalen Handel, der weiterhin massiv zunimmt. «Wir müssen daher allgemeinen mit mehr Invasion in Zukunft rechnen», sagte Essl.
Ein Spiegel der menschlichen Geschichte
Wann gewisse Arten erstmals gross verschleppt wurden, hängt mit der menschlichen Geschichte zusammen. Bei Pflanzen passierte das bereits im 19. Jahrhundert, was vermutlich die Intensivierung im Gartenbau widerspiegle. Insekten, Muscheln und Algen machten sich erst nach 1950 in fremden Gebieten breit, was die Forscher auf den damals stark aufkommenden internationalen Handel zurückführen.
Die Invasion gebietsfremder Arten bliebe nicht ohne «massive Konsequenzen» für die einheimischen Lebewesen, so die Wissenschaftler. Diese werden verdrängt und ihre natürlichen Lebensräume verändert. Ausserdem gingen regionale Unterschiede verloren.
«Unsere Studie zeigt, dass es wichtig wäre, die problematischen Arten und häufigen Einfuhrpfade zu identifizieren», so Essl. Die Verbreitung gebietsfremder Arten könne man so zwar nicht aus der Welt schaffen aber immerhin mit vertretbarem Aufwand auf ein verträglicheres Mass reduzieren.
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