Eigentlich lässt das Schweizer Waldgesetz den Einsatz von Pestiziden im Wald nicht zu. Es gibt allerdings Ausnahmen. Eine solche gilt für das Insektizid Cypermethrin, das auf gefällte Fichtenstämme gespritzt wird, damit diese nicht vom Borkenkäfer befallen werden.  

Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) schlagen nun Alarm. Cypermethrin sei für den Menschen hochgiftig, reizend und organschädigend. Dies berichten sie in ihrer Zeitschrift «Oekoskop». Zudem gefährde es als Breitbandinsektizid im Wald auch Bienen, Hummeln, Ameisen, Asseln, Regenwürmer und viele weitere Tiere. Die Wirkung von Cypermethrin auf die Waldlebewesen sei weitgehend unerforscht und werde vom Bundesamt für Landwirtschaft BLW vor der Zulassung auch nicht überprüft. Das BLW bestätigte dies gegenüber «Oekoskop». Auch bei dem für nachhaltige Holzwirtschaft stehenden Label FSC Schweiz gilt die Ausnahmeregelung für Cypermethrin.  

Dabei bräuchte es das Gift nicht, würde man die Fichtenstämme sofort aus dem Wald abtransportieren oder entrinden, schreiben die AefU in einer Medienmitteilung von letzter Woche. Im Kanton Glarus wird dies seit fünf Jahren so gehandhabt. Man verzichtet dort auf jeglichen Pestizideinsatz im Wald. Der Holztansport sei eine organisatorische Frage und habe auch nach dem Sturm Burglind im Januar 2018 gut geklappt, heisst es von Seiten der Glarner Fachstelle Wald gegenüber «Oekoskop».  

Mehr Holzlager
Wie viel Cypermethrin insgesamt gespritzt wird, weiss man beim Bund nicht. «Oekoskop» rechnete deshalb nach Befragung der kantonalen Fachstellen selber nach und kam auf 700 Kilogramm pro Jahr. Und diese Menge dürfte sich nun erhöhen, fürchten die AefU. Denn in der Herbstsession nahm der Nationalrat eine Motion an, die es in Zukunft Waldbesitzern und Sägereien erlaubt, Rundholzlager im Wald zu errichten, womit noch mehr Holz im Wald gelagert werden kann. Zuvor hatte schon der Ständerat die Motion angenommen. Eine Minderheit im Nationalrat wollte die Holzlager nur zulassen, wenn dabei der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verboten wird, scheiterte aber mit dieser Auflage. Bei der Debatte sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga: «Es ist schwer vorauszusagen, ob Rundholzlager zu einer vermehrten Lagerung im Wald führen und dadurch mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.»  

Für die AefU dagegen ist klar, dass es dazu kommen wird. Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz fordern deshalb die konsequente Durchsetzung des Pestizidverbots im Wald. Diesen Beitrag müsse die Holzwirtschaft zum Schutz von Wald und Trinkwasser leisten.