Zahlreiche renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werben für ein Ja zum CO2-Gesetz, das am 13. Juni zur Abstimmung kommt. Es sei dringend, mit dem CO2-Gesetz den Klimaschutz zu stärken, heisst es in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Dem Appell angeschlossen haben sich Naturwissenschaftlerinnen, Ingenieure, Juristinnen, Politik-, Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaftler. Zahlreiche der Unterzeichnenden sind Forschende der ETH Zürich.

«Die Fakten zum Klimawandel sind klar, und die Schweiz hat die Klimaziele von Paris ratifiziert», sagte Professor Reto Knutti, Klimaphysiker an der ETH Zürich, auf Anfrage der Nachrichtenagentur «Keystone-SDA». «Damit ist das Ziel von Netto null CO2 zwingend vorgegeben, und die Schweiz muss ihre Anstrengungen beim Klimaschutz verstärken. Ein Nein zum CO2-Gesetz würde die Klimapolitik über Jahre schwächen.»

«Kein Tabubruch»
Knutti hält das Vorgehen auch nicht für einen Tabubruch, obwohl die Wissenschaft traditionell als von der Politik unabhängig gilt: «Die Wissenschaft kann, soll und will politische Entscheide nicht vorwegnehmen. Aber sie darf auf blinde Flecken und Gefahren hinweisen, besonders in komplexen Fragen und wenn viel auf dem Spiel steht.»

Es sei eine Pflicht von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Konsequenzen von Massnahmen einzuordnen und aufzuzeigen, ob das gewählte Vorgehen zum erklärten Ziel führt. «Selbstverständlich darf eine Gesellschaft diese Empfehlungen ignorieren, und sie tut dies auch ab und zu. Sie sollte sich dabei aber stets bewusst sein, was auf dem Spiel steht.»

Der offene Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sei kritisch für die Meinungsbildung. «Wir müssen Diskurs und Dissens zulassen. Unterbinden lässt sich dies im Zeitalter von sozialen Medien sowieso nicht mehr.» Entscheidend seien ein klares Mandat und Rollenverständnis, Respekt und Vertrauen, und die Bereitschaft von allen Seiten zuzuhören und zu lernen.