Ökologinnen und Ökologen der Universität Bern haben untersucht, wie sich Lichtemission auf die Bestäubung von Blüten auswirkt. Gemäss der Studie, die in den Berner Voralpen durchgeführt wurde, suchten nachts auf nicht bewirtschafteten Flächen ohne künstliches Licht fast 300 Insektenarten Blüten von ungefähr 60 Pflanzenarten aufsuchten. Auf sieben Flächen, die mit Standard-LED-Strassenlaternen beleuchtet wurden, gab es 62 Prozent weniger Besuche von Nachtbestäubern.

Werden weniger Blüten bestäubt, bildet die Pflanze weniger Samen. Das Forschungsteam um Eva Knop hat das am Beispiel der Kohldistel nachweisen können. Die Blüten der Kohldistel würden sowohl tagsüber als auch nachts von Insekten besucht, heisst es in der Mitteilung. Untersucht wurden Kohldisteln an Standorten mit und ohne künstliches Licht. Die Pflanzen, die sich in einem Lichtkegel befanden, wurden sehr viel seltener angeflogen als die Pflanzen im Dunkeln.

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Ihre Versuche führten die Forschenden in den vergleichsweise
dunklen Berner Voralpen durch.
Bild: UniBe / Maurin Hörler

Auch tagaktive Insekten werden beeinflusst
Die seltenere Anwesenheit von Nachtbestäubern wirkte sich auf die Fortpflanzung der Kohldisteln aus: Am Ende der Testphase war die Zahl der Früchte pro Pflanze um 13 Prozent tiefer. «Die Bestäubung am Tag kann die Verluste der Nacht offensichtlich nicht kompensieren», liess sich Knop in der Mitteilung zitieren. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin «Nature» veröffentlicht worden.

Weiter zeigt die Studie, dass Nachtbestäuber die tagaktiven Insekten sogar indirekt fördern können, wenn alle dieselben Pflanzen aufsuchen. Eine mögliche Erklärung könnte laut der Mitteilung sein, dass Pflanzen dank der Nachtbestäuber einen «Fitnessvorteil» haben und damit den Tagbestäubern mehr Nahrung anbieten können. Nach Angaben von Knop müsste diese Frage noch im Detail erforscht werden.

Das Forscherteam der Universität Bern fordert zum Handeln auf: «Es müssten dringendst Massnahmen entwickelt werden, um die negativen Folgen der jährlich zunehmenden Lichtemissionen für die Umwelt zu reduzieren», sagte Knop. Das sei eine Herausforderung, denn aus Städten und Dörfern sei künstliches Licht kaum wegzudenken. Lichtemissionen haben in den vergangenen 20 Jahren um 70 Prozent zugenommen, vor allem in Siedlungen.