Eine umfassende Chancen-Risiko-Abwägung erlauben die Daten aber nicht. Die Anwendungsfelder von Nanotechnologie sind vielfältig: in der Elektrotechnik, bei Textilien, in der Medizin und auch im Lebensmittelsektor und in der Landwirtschaft werden sie eingesetzt. Aber die Nanotechnologie löst neben dem Interesse auch Skepsis aus.

Weltweit wird geforscht, um besser zu verstehen, welche Auswirkungen Nanopartikel auf Menschen und die Umwelt haben, und um Risiken und Chancen besser abschätzen zu können. Dies gilt auch für Dünger und Pestizide, die Nanopartikel enthalten.

Bis zu 30 Prozent wirksamer
Eine internationale Forschungsgruppe unter Beteiligung von Agroscope und Eawag hat in einer Meta-Analyse 78 überwiegend im Labor durchgeführte Studien zu Düngern und Pestiziden mit Nanopartikeln untersucht. Es zeigte sich, dass Nanoformulierungen im Vergleich zu konventionellen Produkten um 20 bis 30 Prozent wirksamer sein können, wie die Forschenden im Fachjournal «Nature Nanotechnology» berichten.

Dies wäre lohnenswert, weil sich beim herkömmlichen Düngen viele Wirkstoffe verflüchtigen oder versickern und beispielsweise Gewässer belasten. Nano-Dünger versuchen etwa die Bioverfügbarkeit von Wirkstoffen zu erhöhen oder deren Versickern zu verhindern, wie aus dem Artikel hervorgeht. Allerdings bedeute die höhere Wirksamkeit nicht automatisch auch eine geringere Umweltbelastung, heisst es in einer Mitteilung von Agroscope.

Zudem habe man es mit sehr unterschiedlichen Formen von Formulierungen zu tun, sagte Mitautor Thomas Bucheli von Agroscope auf Anfrage. So gebe es etwa Emulsionen (Öl in Wasser) oder beinahe natürliche Tonmineralien, in denen der Wirkstoff enthalten sei.

Auch die Grössen der Nanopartikel seien sehr verschieden. Oft sei unklar, wie die beabsichtigte Formulierungseigenschaft mit der Partikelgrösse oder Partikeloberfläche zusammenhängt. Diese Information wäre aber wichtig, um zu verstehen, wie Formulierungen durch Nanomaterialien verbessert werden könnten.

Keine Feldstudien  
Zudem gibt es aktuell laut den Forschenden keine wissenschaftlich fundierte Studie, die die Effektivität von Nanoformulierungen und deren Wirkung auf die Umwelt unter Feldbedingungen untersucht hat. Wegen dieser entscheidenden Wissenslücke sei es derzeit unmöglich, die Risiken und Chancen von Pflanzenschutzmitteln und Düngern mit Nanopartikeln generell abzuschätzen. Weitere Forschung dazu sei nötig.

Dennoch überwiegen für Bucheli die Chancen, wie er sagte. Der Grundtenor der Studie sei positiv. In der Schweiz ist aktuell kein Pflanzenschutzmittel mit Nanomaterialien zugelassen, wie Agroscope unter Berufung auf das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) schreibt. Für allfällige Registrierungsgesuche solcher Produkte gilt die Selbstdeklarationspflicht. Das heisst, Firmen müssen eine umfassende Datenbasis zur Beurteilung möglicher Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt vorlegen.

Bei den Düngemitteln ist der Zulassungsprozess ein anderer. Ob ein Dünger Nano-Partikel enthält oder nicht, werde nicht erhoben, hiess es beim BLW auf Anfrage.