Der Buchen-Urwald Uholka-Schyrokyj Luh in den ukrainischen Karpaten euphorisiert die Botaniker: Die Vielfalt an Waldstrukturen sei «erstaunlich hoch» und die Gesamtzahl der gefundenen Arten an Flechten, Pilzen und Insekten «überwältigend», teilte die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL am Mittwoch mit.

Dies ist das Fazit einer umfassenden Untersuchung des Waldes vor drei Jahren, die das Team um Brigitte Commarmot und Christoph Scheidegger von der WSL zusammen mit ukrainischen Kollegen durchgeführt hat. Die Resultate stellen sie nun im Bericht «Inventar des grössten Buchen-Urwalds in Europa» vor.

Fast nur Buchen
Mit rund 100 Quadratkilometern Fläche ist dies der grösste Buchen-Urwald Europas. Anders als die vielfältigen Tropenwälder besteht er fast nur aus Buchen. Lediglich drei Prozent der Bäume seien andere Baumarten wie Ahorn, Weisstanne oder Ulme, schreiben die Forscher.

Sogar in grösseren Lücken, die durch Stürme entstehen, wachsen fast nur Buchen nach. In der Schweiz geschah das Gegenteil: Nach dem Sturm Lothar wuchsen in den Lücken sogenannte Pionierbaumarten wie Pappeln, Erlen und in höheren Lagen auch Vogelbeeren nach.

Die Fläche des ukrainischen Waldes sei eben so gross, dass nur selten Samen anderer Bäume aus anderen Regionen dorthin gelangten, schrieb die WSL.

Buchenwälder werden in der Schweiz häufiger
Auf kleinem Raum war die Vielfalt indes enorm: Junge, alte und tote Bäume stehen dicht beieinander. Die Forscher fanden zahlreiche Flechten, Pilze und Insekten, darunter einige in der Schweiz bedrohte Arten wie die Ulmen- Grubenflechte und die Lungenflechte in grossen Mengen. Deren Verbreitung könnte wichtige Hinweise für regionale Artenschutzstrategien in der Schweiz liefern, schrieb die WSL.

Solche Buchenwälder wären ohne menschlichen Einfluss in weiten Regionen der Schweiz verbreitet. Gemäss früheren Studien dürften Buchenwälder mit dem Klimawandel im Mittelland und in den Voralpen in Zukunft häufiger werden. Somit seien die Erkenntnisse aus der Ukraine für die Waldwirtschaft und den Naturschutz in der Schweiz wertvoll, betonen die Forscher.

Das internationale Forschungsprojekt wurde vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI unterstützt.

Die Studie ist auf der Website der WSL zu finden.

 

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