Geht es um die Definition des Begriffs Urwald, verweist Peter Brang von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) auf das Buch «Waldreservate». Dort heisst es: «Als ‹Urwald› bezeichnen wir Wälder, aus denen frühere Nutzungen durch den Menschen weder bekannt noch erkennbar sind oder so unbedeutend waren und so weit zurückliegen, dass sie keinen Einfluss auf die heutige Baumartenzusammensetzung, Waldstruktur, Totholzmenge und Walddynamik erkennen lassen.» Diese Kriterien erfüllen in der Schweiz nur der Écorcha in Derborence VS und der Scatlè in Brigels GR. Letzterer ist ein neun Hektar grosser Fichtenwald auf 1600 bis 2000 Metern, der vom Menschen nicht genutzt wurde, weil ein breiter Lawinenzug sowie Felsbänder dies erschwerten.
Der Bödmerenwald im Schwyzer Muotathal fällt laut Brang nicht in diese Kategorie. Er weise zwar Eigenschaften eines Urwalds auf, jedoch sei der Einfluss des Menschen vielerorts sichtbar. «Einerseits in Form von Baumstümpfen, andererseits gibt es wenig stark zersetztes Totholz, was darauf hindeutet, dass abgestorbene Bäume vor der Reservatsgründung 1984 genutzt wurden.» Daher sei der Bödmerenwald etwas zwischen Ur- und Naturwald. Ein Naturwald wiederum, wie der Sihlwald in Zürich, zeichnet sich dadurch aus, dass er ab einem gewissen Punkt nicht mehr genutzt und komplett sich selbst überlassen wird – bis er in mehreren Hundert Jahren vielleicht zu einem Urwald wird.