Die Venusfliegenpflanze lockt Insekten mit ihrem Duft an und fängt ihre Beute durch das Zuschnappen ihrer Fangblätter. Eine einzelne Berührung durch ein Insekt löst jedoch noch keine Reaktion aus. «Es könnte sich ja um einen Fehlalarm handeln», erklärt Biophysiker Rainer Hedrich, der mit weiteren Forschern der Universität Würzburg eine Studie über diese Pflanze in der Fachzeitschrift «Current Biology» veröffentlicht hat. Erst bei zwei Berührungen innerhalb von einer halben Minute klappe die Pflanze ihre tellerförmigen Fallen blitzartig zu. Bei fünf und mehr Berührungen aktiviere sie ausserdem in ihren mehr als 30'000 Drüsen die Gene für die Verdauungsenzyme.

Sönke Scherzer, ebenfalls Teil des Forschungsteams, hat im Gewächshaus an Hunderten Venusfliegenfallen durch Berührungen der sechs Sinneshaare Impulse ausgelöst und so die Reaktionen der Pflanze erforscht. «Wir haben herausgefunden, dass die Venusfliegenfalle ein extrem ausgeprägtes Nervensystem hat. Das findet man so bei anderen Pflanzen nicht», sagte Scherzer.

Berechnende Pflanze
Hedrich und sein Team haben konnten zeigen, dass auch die Regulierung der Verdauungssäfte und die Aufnahme der Nährstoffe über die gezählten Signalegesteuert wird. Die Venusfliegenfalle könne sich über einen gewissen Zeitraum bis zu 100 Berührungen merken und diese auch addieren. Das hilft ihr, Kosten und Nutzen der Jagd auszubalancieren. Ein gefangenes Insekt löse durchschnittlich rund 60 Signale pro Stunde aus, weil es sich in der Falle heftig wehrt, bewegt und deshalb die Sinneshaare berührt. Je grösser das Opfer, desto mehr bio-elektrische Signale nimmt die Pflanze wahr und desto mehr Verdauungssäfte fliessen. Wenn sich nach dem Zuschnappen nichts mehr bewegt, öffnet sich die Falle nach zwölf Stunden automatisch wieder.

Die Venusfliegenfalle ist die Landpflanze mit der schnellsten Bewegung. Sie ist nur in einem kleinen Areal im Osten der USA heimisch.