Schnellwachsende Wasserpflanzen können zum Problem werden: Weil sie touristische Nutzungen und den Schiffsverkehr einschränken, muss man sie regelmäßig entfernen. Insbesondere einige nicht-heimische Arten sind sehr konkurrenzstark, da unser Ökosystem sie nicht wirkungsvoll regulieren kann. So hat sich die aus Süd- und Nordamerika eingeschleppte Gattung Elodea in den letzten Jahrzehnten in Deutschland rasant vermehrt. Für die Entkrautung geben Gemeinden und anderer Träger jedes Jahr viel Geld aus, die Biomasse wird meistens deponiert.

Bislang konzentrierte sich die Forschung auf Ansätze, die Ausbreitung der Wasserpflanzen einzudämmen. Allerdings bilden diese auch sehr viel Biomasse und enthalten interessante Inhaltsstoffe. Wie also, wenn man aus der Not eine Tugend machte und die Pflanzen als Rohstoffquelle nutzte? Mit dieser ganz neuen Herangehensweise verbinden sich potenziell mehrere Vorteile:

- Wasserpflanzen binden während des Wachstums Phosphate. Ihre Entnahme stellt so eine relativ einfache Möglichkeit dar, die Phosphatbelastung in Gewässern zu reduzieren.

- Aktuell entstehen allein durch die Entsorgung der bei der Gewässer-Entkrautung anfallenden Biomasse Kosten von geschätzten rund 20 Mio. Euro. Durch eine Verwertung ließen sich diese Kosten minimieren.

- Wasserpflanzen zählen zum Landschaftspflegematerial und konkurrieren nicht mit der Nahrungsmittelerzeugung.

- In Biogasanlagen würden Wasserpflanzen relativ große Mengen Phosphor und Spurenelemente eintragen. Der Phosphor verbessert den Düngewert der Gärreste, die Spurenelemente wiederum verringern den Bedarf an entsprechenden Präparaten für die Mikrobiologie in der Anlage. 

In dem jetzt begonnenen Vorhaben untersuchen die Wissenschaftler unter anderem die Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii) als Rohstoff für die Biogasgewinnung. Insgesamt will das Forscherteam die Wasserpflanzennutzung als Biogasrohstoff aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Sicht bewerten. Die energetische Nutzung steht im Mittelpunkt des Projektes, die Forscher betrachten aber auch alternative Optionen, mit dem invasiven Bewuchs in Flüssen und Seen umzugehen – etwa die stoffliche Nutzung z.B. für Naturkosmetika und Dünger oder die Eindämmung.