In mehr als der Hälfte der Schutzgebiete in Afrika beispielsweise mussten Einsätze gegen Wilderer reduziert oder eingestellt werden, wie die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Donnerstag in Gland bei Genf berichtete.

Auch ein Viertel aller Schutzgebiete in Asien meldete Einschränkungen bei Naturschutzaktivitäten. In Nord- und Lateinamerika sowie in Europa und der Region Ozeanien seien die wichtigsten Funktionen aufrecht erhalten worden, obwohl Einkünfte durch Touristen fehlten.

Wildhüter bangen um ihren Arbeitsplatz
Nach Umfragen in mehr als 60 Ländern verlor jeder fünfte Wildhüter seinen Arbeitsplatz, jeder vierte musste mit einer Einkommenskürzung oder Auszahlungsverspätung fertig werden, schreibt die IUCN in der hauseigenen Zeitschrift «Parks».

In 22 Ländern seien in mindestens 64 Fällen Erhaltungsmassnahmen in Schutzgebieten zugunsten von Strassenbau oder Öl- und Gasförderung zurückgenommen worden. Natürlich habe die Gesundheit der Menschen in der Corona-Pandemie Priorität, sagte IUCN-Generaldirektor Bruno Oberle.

«Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur mit Investitionen in eine gesunde Natur eine solide Basis für die Erholung von der Pandemie schaffen und künftige Krisen der öffentlichen Gesundheit vermeiden.»

Die Natur als Verbündeter im Kampf gegen künftige Pandemien
Die Menschheit verliere den wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen zukünftige Pandemien: die Natur und gesunde Ökosysteme, meinte die Naturschutzorganisation WWF, die an einigen IUCN-Studien mitgearbeitet hat.

«Was die Natur an Leistungen für uns erbringt ist die Grundlage unseres Lebens und unserer Zivilisation», sagte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland.

Für von Einsparungen betroffene Wildhüter, die ihre Familien nicht mehr ernähren können, sei die Versuchung gross, in Schutzgebieten illegal zu jagen oder abzuholzen. Deshalb forderte Heinrich Sofortmittel, um das zu verhindern.

Der Ursprung der Coronavirus-Pandemie ist noch unklar. Forscher gehen aber bislang davon aus, dass das Virus von Tieren auf den Menschen übergesprungen ist.

Dasselbe gilt für das Virus, das gerade wieder in zwei afrikanischen Ländern lebensgefährliche Ebola-Infektionen auslöst hat. Infolge von Bevölkerungswachstum, Abholzung, und Plantagenbau schrumpft der Lebensraum von Wildtieren; Tiere und Menschen geraten dadurch immer enger in Kontakt.

Die IUCN wurde 1948 gegründet und bezeichnet sich mit 17 000 Experten als grösstes Umweltnetzwerk der Welt. Unter den 1400 Mitgliedern sind Naturschutzorganisationen und Regierungen. Unter anderem gibt sie die Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten heraus.