30'000 Badetiere aus Plastik – so viele Badetiere gelangten in den 1990er-Jahren bei einem Schiffsunglück in den Ozean («Tierwelt online» berichtete). Forscher*innen gewinnen dem Malheur nun Gutes ab, indem sie dank der Position der Gegenstände die Strömungen erforschen. 

Die Universität Oldenburg weist darauf hin, dass dieses Verfahren nicht neu ist. Wissenschaftler*innen setzen bereits seit vielen Jahren schwimmende Teilchen ein. 

Ozeanograf Jörg-Olaf Wolff von der Universität Oldenburg untersuchte seit 2016 in einem interdisziplinären Team mit Hilfe von Driftern, wie sich Müll in der Nordsee verteilt. Die Forschenden warfen dazu insgesamt 65'000 kleine Holzdrifter in die Nordsee. Diese waren mit einer Nummer gekennzeichnet und mit der Bitte versehen, Fundstücke mit der Angabe von Ort und Zeit zu melden.

 

Überraschende Erkenntnis: Der Abfall ist erschreckend lange haltbar

Eines der überraschenden Ergebnisse des Projekts: Die Strömungsverhältnisse in der Nordsee können sich unter bestimmten Bedingungen umkehren. «Wir bekamen plötzlich Meldungen aus England. Damit war klar, dass die Holzdrifter nicht mehr wie üblich gegen den Uhrzeigersinn, sondern mit dem Uhrzeigersinn getrieben waren», sagt Wolff. «Das wusste man vorher nicht.»

Untersuchungen wie diese könnten dabei helfen, die Verbreitung von Plastikmüll besser zu verstehen und Konzepte zur Vermeidung zu entwickeln. Studien mit driftenden Messgeräten können darüber hinaus wichtige Vor-Ort-Daten liefern für die Entwicklung von Wettermodellen. «Das kann letztlich die Wettervorhersage oder, vor dem Hintergrund des Klimawandels, auch die Vorhersagen für kommende Jahrzehnte verbessern», sagt Baehr.

Was ist mit den vielen Plastiktierchen geschehen?

Das derzeitige Schicksal der Plastiktierchen, die 1992 ins Meer gelangten, ist übrigens ungeklärt. ,Ich glaube nicht, dass von denen noch welche unterwegs sind. 30 Jahre Wind, Wellen und UV-Strahlung lassen das Plastik spröde werden, vermutlich sind die zu Mikroplastik zerbröselt», sagt Wolff. Seine Kollegin Johanna Baehr hingegen mag nicht ausschliessen, dass die eine oder andere Ente nicht doch noch irgendwo auftaucht, zum Beispiel aus dem Eis. «Die Gummieenten sind erschreckend lange haltbar, wie alles Plastik, das ins Meer gelangt.»