Sie ist rund 140 Jahre alt und wurde im vergangenen Dezember geerntet. Die Douglasie ist schön gewachsen und weist regelmässige Jahrringe auf. Das Holzmonument liegt nun im Staatswald Kyburg im Kanton Zürich bereit für den Abtransport. «Sie bindet für viele Jahrzehnte das Treibhausgas fördernde CO2 in sich und ist somit eine Schützerin des Klimas», erklärt Sandro Krättli, Leiter Staatswald und Ausbildung des Kanton Zürichs.

Die 51 Meter lange Douglasie wird in einem Sägewerk höchstwahrscheinlich zu Furnierholz weiterverarbeitet und jahrzehntelang Hausbesitzende mit ihrer Holzstruktur zum Beispiel als Parkettböden oder Möbel beglücken. Sie ist nicht nur ein hölzernes Prachtexemplar, sondern bietet dank ihrer schnell wachsenden Art und der Weiterverarbeitung des Stammes einen wichtigen Beitrag zur Verminderung des Treibhausgaseffektes.

Waldflächen als Speicher

Bäume entziehen der Atomsphäre stetig Kohlendioxid (CO2). Dieses wird in Stämmen, Ästen und Wurzeln je nach Alter der Bäume Jahrzehnte lang gebunden. Während des Photosynthese-Prozesses entstehen aus CO2 in Verbindung mit Wasser und Sonnenlicht die Nährstoffe der Pflanzen und dabei gelangt Sauerstoff in die Atmosphäre. Im Schweizer Wald lagern, gemäss Eidgenössischer Forschungsanstalt WSL, rund 520 Millionen Tonnen Kohlendioxyd. Die Waldflächen sind somit ein bedeutender Speicher des wichtigsten Hauptverursachers des Treibhauseffekts.

Wie alles Leben auf der Erde unterliegen aber auch die Bäume dem Lebenszyklus und die Bäume können Kohlendioxid nicht für immer binden. Sterben sie ab, wird ihr Holz allmählich von Mikroorganismen zersetzt. Das eingelagerte CO2 gelangt zurück in die Atmosphäre. Dieser Prozess kann dank Mehrfachnutzung des Rohstoffes Holz um Jahrzehnte, wenn nicht um Jahrhunderte verzögert werden.

«Unsere Douglasie wird vielseitig genutzt. Das CO2 bleibt die ganze Lebensdauer eines Bauwerks oder Werkstücks gebunden», erklärt Forstingenieur Sandro Krättli. Der 38-jährige gebürtige Bündner ist seit rund zwölf Monaten der Leiter des Staatswaldes und forstlichen Ausbildung des Kanton Zürichs. Rund 3600 Hektaren umfasst das Waldgebiet und ist über den ganzen Kanton Zürich verteilt. «Jährlich weisen wir eine Hiebsatz von rund 31'000 Kubikmeter auf.» Über 50 Prozent des geernteten Holzes wird einer hochwertigen Nutzung zugeführt. Schön gewachsene, geerntete Bäume entlasten das Klima durch ihre Weiterverarbeitung vielschichtig.

Dank einer Kaskadennutzung wird der Rohstoff Holz mehrfach in aufeinanderfolgenden Anwendungen genutzt. Das heisst: vom Baum im Wald zu Baumaterial, Wiederverwendung des Materials oder Recycling des Holzes bis hin zur Gewinnung von Wärme und Strom. Nebst dieser Mehrfachnutzung kann der Einsatz von Holz energieintensives Baumaterial wie Beton und Metalle ersetzen.

Während der Holzerntearbeiten fällt im Staatswald aber auch weniger wertvolles Holzsortiment an. Rund 50 Prozent des Holzes wird als Energieholz deklariert. «Dieses wird an regionale Holz-Wärmeverbundanlagen geliefert. Während des Verbrennungsakts wird das gebundene CO2 freigesetzt. Aber die Anlagen sind mit Staubfiltern bestückt und dank dem Holz kann vor allem auch fossiler Rohstoff gespart und ersetzt werden», so Krättli. 

Neue Anforderungen an Bäume

«Die schnellwachsende Douglasie ist im Staatswald kein Normalfall», erklärt Sandro Krättli. «Sie ist eine Gastbaumart, welche zu unserer heimischen Waldgesellschaft passt.» In ihr anzutreffen sind – je nach Baumstandorten – zum Beispiel Buchen, Fichten, Eschen, Birken, Eichen. Nicht alle Bäume werden wie die 140-jährige Douglasie zu grossen, alten Waldmonumenten gedeihen – dies ist auch im Sinne der CO2-Thematik. So ist die jährliche CO2-Bindung aus der Luft am grössten, wenn der jährliche Zuwachs an Holz über die gesamte Fläche möglichst hoch ist. Dies gelingt dank einer guten Mischung von Baumarten und Baumgenerationen, die unterschiedliche Kronen- und Wurzelräume erschliessen und das Angebot an Licht, Wasser und Nährstoffen unterschiedlich nutzen können.

Der Wald ist im Wandel begriffen und die Forstleute reagieren zusammen mit ihm auf den spürbaren Klimawandel. Sie sorgen dafür, dass die grüne Oase auch zukünftig nebst vielen anderen multifunktionalen Aufgaben, die grosse CO2-Speicherin bleibt und weiterhin sein wird. «Unter anderem gehört dazu auch, dass wir offen sind für sogenannte Zukunftsbäume, wie die Douglasie. Die Waldbäume müssen zukünftig vermehrt trockenheitsresistent sein, die Böden zur Sicherheit von uns allen festigen, Stürme aushalten und noch unbekannte Krankheiten aushalten.»