Angefangen hat alles mit Pferden. Karin Laager ist begeisterte Reiterin und widmete sich lange und mit viel Hingabe der klassischen Dressur. Doch seit sie 2013 den Entschluss gefasst hatte, einen Hund anzuschaffen, hat sich vieles verändert. Auf der Suche nach einer Hundetrainerin lernte sie Livia Peter kennen. Von ihr wurde sie kurz darauf ins Training mit dem Clicker eingeführt. «Das Üben machte von da weg viel mehr Spass – mir selber, aber auch den Tieren», sagt Karin Laager heute. Was mit dem Training des neuen Hundes begann, hat sie mittlerweile auf Pferde, Hühner, Schweine, Ziegen, Katzen, Enten und Tauben ausgeweitet. Allmählich entstand die Idee, mit unterschiedlichen Tierarten gleichzeitig zu trainieren. So trifft Pony auf Hund und Schwein auf Huhn. 

Aktuell trainiert Laager mit ihren Tieren bereits auf das Freilichttheater im Sommer im Haldenrain in Stadel ZH hin, welches sie schon zum neunten Mal in Eigenregie auf die Beine stellt. Es beruht auf einem Märchen, das die Tiertrainerin jeweils selber schreibt. Sie kümmert sich um die Kostüme, trainiert erst mit den Tieren und später mit den Kindern. «Das gibt immer sehr viel zu tun und bestimmt fast das ganze Jahr», sagt sie. Doch merkt man der zweifachen Mutter an, mit wie viel Herzblut sie daran arbeitet. 

Training mit den Minipigs (Video: Ueli Laager):

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Richtiges Verhalten wird belohnt
Anders als bei der klassischen Dressur arbeitet Laager beim Training mit den Tieren nicht mehr mit negativer Verstärkung, dem Bestrafen von unerwünschtem Verhalten, sondern mit dem Belohnen von erwünschten Verhaltensweisen. Seither sind die Tiere motiviert und entspannt, wenn Training angesagt ist. Wer den beiden einjährigen Minipigs Tango und Salsa beim Üben zuschaut, kann das nur bestätigen. Den beiden Schweinchen ist die Freude, Kunststücke vorzuführen, anzusehen. «Sie müssen keine Angst haben, etwas falsch zu machen, sondern versuchen mit dem richtigen Verhalten eine Belohnung zu ergattern», sagt Laager.

Wenn das Tier das erwünschte Verhalten zeigt, wird geklickt und nachher belohnt. Mit dem Clicker kann dem Tier ganz genau angezeigt werden, für welches Verhalten es die Belohnung bekommt. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn die Belohnung nicht unmittelbar nach dem gewünschten Verhalten erfolgen kann, beispielsweise weil das Tier zu weit weg ist. «Die Tiere werden zu aktiven Trainingspartnern, die das Training selber mitbestimmen können», sagt sie. Freudig kreisen die Minipigs um ein Podest, laufen über die wackelige Wippe und spielen zusammen Fussball. 

Zurzeit trainiert Karin Laager 14 Tiere. Das braucht viel Planung und Organisation. Denn die Lehrerin und Reitpädagogin leitet zusammen mit ihrem Mann eine Wohn- und Arbeitsgemeinschaft für vier erwachsene beeinträchtigte Menschen. «Mit Hund und Katze übe ich meistens vor dem Frühstück. Denn die Tiere fressen nur, wenn sie hungrig sind. Das gilt auch für die Ziegen», sagt sie. Mit den beiden Schweinchen könne sie immer arbeiten, die haben immer Hunger. 

Nach dem Mittagessen wird dann meistens eine Stunde weitergeübt – mit dem Pferd, dem Pony oder wer gerade an der Reihe ist. Dazu kommen Abendtrainings, die oft mit dem Huhn und den Tauben im Wohnzimmer auf dem Esstisch stattfinden, sowie Einheiten am Wochenende. Die Übungen dürfen nicht zu lange dauern und müssen den Tieren Abwechslung bieten. 

Gescheite Schweine, flinke Hühner
«Schweine sind gescheit und sehr schnell im Denken. Aber sie haben aufgrund ihres Körperbaus ein schlechtes Körpergefühl», sagt Laager. Das macht es für Schweine schwieriger, gewisse Übungen zu beherrschen. Da muss nur die Bodenbeschaffenheit etwas anders sein und die Schweinchen sind bereits verunsichert. Das hat auch mit ihrem eingeschränkten Sehvermögen zu tun. Trotzdem sind sie beim Erkennen von Farben fixer als Hunde. Verhalten, die von Natur aus für die jeweilige Tierart sinnvoll sind, funktionieren am besten. 

«So erkennen Hühner Farben schnell, da dies für sie bei der Futtersuche wichtig ist», sagt Laager. Hühner sind sehr schnell in ihren Bewegungen, was das Training mit ihnen anspruchsvoll macht. «Das Huhn kann beispielsweise ein Windrad mit dem Schnabel zum Drehen bringen. Das kann eine Ziege mit ihrem Maul nicht, da ihre Kopfbewegung einfach zu langsam ist», sagt Laager. Sie habe es mehrfach versucht und auf Anraten ihrer Tiertrainerin Livia Peter, bei der sie nach wie vor selber Kurse besucht, schliesslich aufgegeben. Auch beim Anpicken der Farbe Rot geht alles blitzschnell. Der Zuschauer vermag kaum dem Anzeigen der Farbe und dem Picken der Hühner nach den Körnern zu folgen. 

Für das Freilichttheater im Sommer wird Karin Laager von ihrem Mann beim Marketing unterstützt. Zudem baut er die Geräte, die es für die Kunststücke braucht. So auch die Wippe oder das Podest für die beiden Schweinchen. Und er erduldet, dass ihm abends beim Fernsehen im Wohnzimmer Tauben um den Kopf fliegen, wenn seine Frau gerade mit ihnen auf dem Esstisch einen neuen Trick einstudiert. 

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