So sehr sich die Wissenschaft bemüht, der Gefühlswelt von Tieren auf die Spur zu kommen, es gibt noch immer unzählige Punkte, über die sich die Fachwelt nicht einig ist. Einer dieser Punkte ist die Frage, ob Fische Schmerz empfinden können. Manche Forscher sagen nein, den Fischen fehle die Grosshirnrinde, die für das Schmerzempfinden verantwortlich sei, andere sagen ja, andere Teile des Fisch-Gehirns würden den Schmerz auslösen. Übrig bleibt eine Debatte, die wohl nie endgültig aufgeklärt wird.

Wissenschaftler vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität haben den Ball nun der Bevölkerung zugespielt: In einer repräsentativen Umfrage unter 1000 zufällig ausgewählten Befragten haben sie die Meinung der Deutschen herausgefunden.

Zufrieden mit den aktuellen Gesetzen
Die meisten Befragten, so das Resultat, glauben, dass eine Forelle Schmerz empfinden kann. Und über 40 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass das Angeln für Fische schmerzhaft ist. Und trotzdem findet die grosse Mehrheit der Bevölkerung die Hobbyfischerei akzeptabel. 62 Prozent sind damit einverstanden, wenn sie zur Nahrungsbeschaffung geschieht, gar 69 Prozent finden es okay als ökologische Hegemassnahme. Im Vergleich zur Jagd wird die Fischerei deutlich positiver bewertet. Nur ein Fünftel der Deutschen lehnt das Angeln aus moralischen Gründen ab. Insgesamt finden es 88 Prozent der Befragten völlig akzeptabel, Fisch zu essen, wie die Studie zeigt.

Deutschland ist ein Land, in dem der Tierschutz gross geschrieben wird. Doch der Fokus liegt ganz klar auf der Mensch-Tier-Interaktion in der Landwirtschaft oder in der Versuchstierhaltung. 74 Prozent der Bevölkerung sind zufrieden mit den aktuellen Tierschutz-Bestimmungen für die Fischerei. Das Wettangeln ohne Verwertungsabsicht und der Einsatz lebender Köderfische sind in Deutschland bereits verboten und werden bei den Befragten auch nicht akzeptiert.

In Deutschland kritisch diskutiert ist das sogenannte «Put-and-take-Angeln». Dabei werden schlachtreife Fische in einen Teich gesetzt, die anschliessend gegen ein kleines Entgeld wieder herausgeangelt werden können. Fischen zum reinen Vergnügen also, ohne biologischen Hintergedanken. Die Befragten sehen in dieser Praktik kaum probleme. Nur gerade 20 Prozent lehnen diese Form des Angelns ab.

Die Resultate der Studie

Originalpublikation:
Riepe, C. & Arlinghaus, R. (2014). Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland zum Tierschutz in der Angelfischerei. Berichte des IGB, Heft 27/2014.