Rund 45 Freibergerpferde, zwei Ponys, zwei Ziegen, drei Kühe, eine Herde Schafe, Hühner, drei Hunde und mehrere Katzen: Auf dem idyllischen Bauernhof von Bruno Isliker am Stadtrand von Winterthur ZH leben verschiedene Tierarten friedlich zusammen. Durch seine Shownummern, in denen Kinder zusammen mit den verschiedenen Haus- und Nutztieren auftreten, ist der Tierlehrer in der ganzen Schweiz bekannt geworden. Seine springende Kuh Sybille, die einst bei «Wetten, dass ..?» auftrat, ist sogar über die Landesgrenzen berühmt geworden.

Durch das Leben auf dem Hof und die gemeinsamen Proben haben die Tiere einen engen Kontakt zueinander. «Da kommt es schon immer wieder einmal zu Freundschaften zwischen den Arten», sagt Bruno Isliker. So leben zum Beispiel die beiden Ponys Bolero und Pandora und die Ziegen Luna und Peterli zusammen und sind dicke Freunde. Das war nicht von Anfang an so: «Sie mussten untereinander auch erst die Rangordnung klären», erinnert sich Isliker.

Während die meisten Pferde Schafe und Schweine wortwörtlich nicht riechen können und den Kontakt zu ihnen meiden, verstehen sie sich mit Ziegen im Allgemeinen sehr gut und können tiefe Bindungen zu ihnen entwickeln. Von einigen bekannten Rennpferden weiss man, dass sie keinen Transporter ohne die Stallziege an ihrer Seite betraten und nur in meckernder Begleitung entspannt zum nächsten Rennen reisten. Und Zottel, der als Wahlkampf-Maskottchen der SVP während einigen Jahren im Rampenlicht stand und die bekannteste Geiss der Schweiz war, hatte ein Pferd als besten Freund: die afrikanische Bergzwergziege und der Hannoveranerwallach Wauti teilten sich Stall und Heu und waren bis zu Wautis Tod unzertrennlich.

Sozial lebende Tiere brauchen den Kontakt zu Artgenossen, um ein erfülltes Leben zu führen. Diese Erkenntnis hat sich auch auf Gesetzesebene durchgesetzt und ist seit 2008 im Tierschutzgesetz verankert. Seither müssen Pferde so gehalten werden, dass sie Sicht-, Hör- und Geruchkontakt zu mindestens einem anderen Pferd haben, wobei rechtlich auch Ponys, Esel, Maultiere und Maulesel als Pferde gelten.

Spannender Zeitvertreib
Doch schon mit dem Esel wird es problematisch. Denn dieser ist eher ein Einzelgänger und verhält sich anders. Das Gleiche gilt für alle anderen artfremden Tiere. Entwickeln diese starke Bindungen zueinander, dann häufig, weil kein zweiter Artgenosse da ist und ihnen nichts anders übrig bleibt. «Schicksalsgemeinschaften» nennen Verhaltensforscher diese Verbindungen und zweifeln an echter Freundschaft zwischen artfremden Tieren. «Wesentliche soziopositive Verhaltensweisen wie die gegenseitige Fellpflege werden mit dem Ersatzpartner nicht beobachtet», schreibt die deutsche Verhaltensforscherin Margrit Zeitler-Feicht in ihrem Standardwerk «Handbuch Pferdeverhalten». Auch andere Rituale, die unter Pferden üblich sind, wie das Kopf an Kopf Grasen, gemeinsames Wechseln des Standorts und sich gegenseitig den Kopf auflegen, entfallen.

Ein weiterer Hinweis seien die extremen Bemühungen, die alleine gehaltene Pferde unternehmen, um zu Artgenossen zu gelangen, sobald diese in Sicht-, Hör- oder Geruchsweite sind. «Die Haltung eines einzelnen Pferdes mit einer anderen Tierart darf deshalb nur eine kurzfristige Übergangslösung sein», sagt Zeitler-Feicht.

Als ständige Lebenspartner mögen sie ungeeignet sein, aber Tiere anderer Arten können für das Pferd zu «Freunden mit gewissen Vorzügen» werden. Ungeachtet der Verständigungsprobleme, die sich aus den unterschiedlichen Verhaltensweisen ergeben. «Ich denke schon, dass artfremde Tiere befreundet sein können. Obwohl sie nicht die gleiche Sprache sprechen, können sie lernen, wie sich der andere verhält und kommuniziert», sagt Elodie Mandel-Briefer, die am Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich die Sprachwelt verschiedener Tierarten studiert.

Und so kommt es immer wieder zu ungleichen tierischen Beziehungen, selbst wenn das Pferd in einem Stall voller Artgenossen steht. Im schwyzerischen Ibach etwa freundete sich die Katze Röösli, die im Pensionsstall von Gertrud und Josef Reichmuth lebte, mit der Stute Skyfall an. Sie schmuste mit ihrer grossen Freundin, liess sich ablecken, schlief im Stroh in ihrer Box – und manchmal sogar auf dem Rücken des Pferdes, den das Büsi über die Stalltrennwand erreichte.

Lieber Katzen als Hunde
Auch Bruno Isliker hat auf seinem Bauernhof schon solche Freundschaften zwischen Katzen und Pferden beobachtet. Diese sind relativ häufig, denn die meisten Pferde mögen Katzen, lassen es zu, dass sie in ihren Boxen schnurren oder auf ihre Rücken krabbeln. Es sind die Katzen, die wählerisch sind und längst nicht mit jedem Pferd anbandeln.

Pferde sind da weniger anspruchsvoll. Aufgrund ihres neugierigen Wesens und ihres ausgeprägten Sozialverhaltens knüpfen sie leicht Kontakt. So gibt es Pferde, die sich mit Kaninchen angefreundet haben, mit Hühnern und sogar mit Enten, Gänsen oder Störchen, wobei sie stets gut aufpassen, ihre wesentlich kleineren Freunde nicht zu treten. In solchen Beziehungen ist das Pferd aufgrund seiner Grösse und Stärke immer der Ranghöhere – und scheint diese Verantwortung wahrzunehmen, indem es seine schwächeren Freunde sogar verteidigt.

Nur zum Hund hat das Pferd ein eher distanziertes Verhältnis. Dieses ist evolutionsbedingt: Der Hund, der vom Wolf abstammt, ist ein Raubtier, während der Grasfresser Pferd ein Beutetier ist. Selbst gelassene Pferde, die mit Hunden vertraut sind, werden gelegentlich nervös und verwechseln den gemütlich hinter ihnen hertrottenden Hund mit einem sich anschleichenden Beutegreifer. Lösen lässt sich das Problem am besten, wenn Pferd und Hund gemeinsam aufwachsen und dabei lernen, dass ihr Gegenüber weder Beute noch Gefahr ist. Weckt man dann noch die gemeinsame Leidenschaft fürs Spielen, lassen sich beeindruckende Tricks einstudieren oder gemeinsame Ausritte geniessen. Die meisten Pferde werden jedoch dem Hund gegenüber stets einen Hauch Respekt verspüren, was eine echte, tiefe Freundschaft verhindert.

So innig kann die Liebe zwischen Pferd und Katze sein:

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Freundschaften zu Hunden sind selten, aber nicht unmöglich:

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