Kopftuch, lange braune Haare und eine übergrosse getönte Sonnenbrille – Mike Shivas Aussehen ist unverkennbar. Einen Namen gemacht hat sich der Wahrsager vor allem durch seine Beratungssendung, die täglich auf Schweizer TV-Sendern läuft. Auch wenn manche Menschen nur durchzappen, Shiva ist schweizweit bekannt. Das spürt er auch in seinem Alltag. «Zu 99 Prozent werde ich freundlich gegrüsst, man möchte mit mir reden oder ein Foto machen», sagt Shiva. Einige wenige Menschen gebe es jedoch, die ihn auf offener Strasse beschimpfen. Doch dies passiere seit seinem Umzug von Thun nach Basel nur noch selten. 

Während der Beratungsgespräche im Fernsehen ist der Hellseher nie alleine im Studio. In jeder Sendung liegt Pudel Chocolat brav in seinem Körbchen unter dem Tresen. «Ohne Chocolat gehe ich nirgendwo hin», sagt der grosse Hundeliebhaber. Seit über einem Jahr ist der junge Vierbeiner an seiner Seite, sei es zu Hause oder im Fernsehstudio. Shiva gibt es ohne seinen Hund nicht. «Chocolat ist meine Nummer eins, meine grosse Liebe», schwärmt er. Der anhängliche Chocolat ist ein fröhlicher und geselliger Hund. Was den Wahrsager einzig stört, ist, dass der kleine Vierbeiner immer laute «gixende» Geräusche von sich gibt, wenn er sich freut. «Das konnte ich ihm bis jetzt noch nicht abgewöhnen», sagt Shiva, der seinen Hund deshalb auch «Gixy» nennt.

Die Trauer um Hund Wanchai war so gross, dass Shiva keinen neuen Vierbeiner wollte
Shiva hat Chocolat vor eineinhalb Jahren gekauft. Zuvor war Malteser Wanchai während 13 Jahren sein treuster Begleiter. «Wir hatten eine sehr enge Beziehung», sagt der Hundefreund. Im August 2012 ist der durch verschiedene Krankheiten geschwächte Vierbeiner gestorben. «Es war der Horror», erzählt Shiva. Monatelang hatte er mit dem Verlust zu kämpfen. Um ihn zu verarbeiten, liess er Wanchai in einem Sarg auf einem Hundefriedhof in Basel beerdigen. «Zur Beerdigung kamen viele Freunde. Gemeinsam haben wir Abschied genommen», erzählt Shiva. Das habe ihm sehr gutgetan. Trotzdem konnte er bis heute das Grab nicht besuchen. «Das habe ich noch nicht übers Herz gebracht.» 

Zuerst wollte Shiva keinen Hund mehr. «Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, Wanchai zu ersetzen», sagt er. Doch Freunde drängten ihn dazu und schliesslich fand er im Internet den Pudel Chocolat. Shiva ist mit Pudeln aufgewachsen und wollte schon immer einen Hund dieser Rasse besitzen. «Pudel sind so liebevolle und fröhliche Hunde», sagt er. Zum Glück sei der neugierige Chocolat vom Charakter her völlig anders als Wanchai, der eher schüchtern und zurückhaltend war. 

Um Tiere geht es auch manchmal in Shivas Sendung. Es gibt Leute, die anrufen, weil ihr Haustier entlaufen ist oder sie wollen wissen, ob sie eine besondere Beziehung zu ihrem Hund oder ihrer Katze haben. Die meisten Anrufer möchten jedoch etwas über ihre Zukunft erfahren. Shiva, der seit seinem 16. Lebensjahr als Wahrsager tätig ist, sieht in seiner Arbeit eine Lebensaufgabe. «Die Wahrsagerei gehört zu meinem Leben, wie duschen oder essen», sagt er. Er könne sich gar nichts anderes vorstellen. Andere hätten die Begabung, Klavier zu spielen, er habe die Begabung, die Zukunft vorauszusagen. 

Der TV-Wahrsager muss auch immer wieder mit Kritik leben, vor allem auch wenn es um die Kosten der Anrufe geht. Doch da steht Shiva selbstbewusst drüber. Natürlich gebe es Menschen, die seine Arbeit als Humbug bezeichneten, sagt er. Doch die Wahrsagerei sei für ihn wie eine Religion, an die man glaube oder eben nicht. «Meine Aussagen sind zu 100 Prozent richtig, weil ich es so in meinen Karten sehe», ist Shiva überzeugt. 

Obwohl der Basler auch schon in die Zukunft seines Hundes geschaut hat, verrät er sie nicht. «Es reicht, wenn ich sie kenne», sagt er. Wie sein früherer Hund Wanchai ist auch der kleine Chocolat bei den Fans des Hellsehers sehr beliebt und wird deshalb oft reich beschenkt. Er besitzt sogar eine eigene Facebook-Seite, auf der Shiva regelmässig Fotos von ihm aufschaltet. «Oft erhält der Vierbeiner Pakete voll mit Spielsachen», sagt Shiva und fügt hinzu: «Was Chocolat glücklich macht, macht auch mich glücklich.»