Verfilmungen von erfolgreichen Literaturvorlagen sind ein schmaler Grat. Sie können die Kinokassen zum Klingeln bringen oder mächtig danebengehen. Ob die «Känguru-Chroniken» im deutschsprachigen Raum ein Millionenpublikum anlocken werden, bleibt abzuwarten. Eine Glanzleistung ist das Werk des Schweizer Regisseurs Dani Levy, anders als die Hörbücher von Marc-Uwe Kling, aber nicht. Und das kann es auch fast nicht sein. Denn der unnachahmliche, intelligente Wortwitz und die herrlichen, aber grösstenteils nur lose zusammenhängenden Episoden des Stuttgarter Autors sind eigentlich unverfilmbar. 

Was Kling in seinen Geschichten rund um sein Zusammenleben mit einem kommunistischen Känguru bereits spöttisch andeutet, ist nun aber tatsächlich Realität geworden: Ein Kleinkünstler und sein ungewöhnlicher Beuteltier-Mitbewohner machen die grossen Kinosäle unsicher. Der Anfang hält sich noch strikt an das Original, als das Känguru Marc-Uwe (gut gespielt von Dimitrij Schaad) um Zutaten und Utensilien für das Zubereiten von Omeletten bittet und schliesslich in dessen Wohnung einzieht. Was folgt, ist allerdings eine Story, die nicht mehr viel mit den Hörbüchern zu tun hat. 

Der rechtspopulistische Immobilienhai Jörg Dwigs, der stark an Donald Trump erinnert, bedroht den Berliner Stadtteil Kreuzberg mit einem gigantischen Bauprojekt. Das Känguru hat aber bereits Pläne, mit einem Anti-Terror-Anschlag Dwigs das Handwerk zu
legen. Unterstützung erhält es von Marc-Uwe, dessen Schwarm Maria, den türkischstämmigen Kioskbesitzern Friedrich-Wilhelm und Otto von sowie der Kneipenwirtin Herta («Du denkst, Du bist hart, aber ich bin Herta»).

Bewusst krude Handlung
«Wir haben versucht, die eigenwillige und raue Vorlage entsprechend kantig auf die Leinwand zu bringen», sagt der Regisseur Dani Levy. «Die grösste Frage war allerdings, wie wir die episodenhaften, in sich abgeschlossenen Mosaikstücke zu einer fliessenden Filmhandlung bekommen.» Man habe sich deshalb für eine neue, bewusst krude Handlung entschieden. Diese konzentriert sich vornehmlich auf den milliardenschweren Autokraten Dwigs und die Zerstörung seiner Porschekarosserien sowie auf Marc-Uwes
österreichischen Psychiater, der dem Alkoholkonsum frönt. Das ist alles recht dünn.

Es gibt aber auch gelungene und sehr amüsante Szenen, die sich an die Hörbücher anlehnen. Etwa, wenn das schlagfertige Beuteltier entwaffnende Dialoge mit plumpen Nazischlägern führt. Wenn Marc-Uwe gewohnt emotionslos erklärt, dass es im Singular Graffito und nicht Graffiti heisst. Oder, wenn im Abspann eine schöne Überraschung auf alle Buchkenner wartet. Auch die Animation des Kängurus lässt keine Wünsche offen, wobei die von Kling geliehene, verstellte Stimme des Tieres noch viel wichtiger ist.

Wie der Film auf Zuschauer wirkt, an denen der grassierende Känguru-Virus in den letzten Jahren vorbeigezogen ist, hängt wohl vom persönlichen Geschmack beziehungsweise Humor ab. Eingefleischte Känguru-Fans dürften sich aber mit gemischten Gefühlen aus ihren Kinosesseln erheben.