Dass sich ausgerechnet neben der Zentrale einer der grössten Fernsehfirmen Europas ein Naturparadies befinden könnte – darauf käme wohl kaum jemand. Doch genau das trifft auf das Gelände Lerchenberg direkt neben dem Hauptgebäude des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in Mainz zu. Hier tummelt sich eine Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten wie Feldhasen, Dachse, Eulen und Käfer. Über diesen Mikrokosmos produzierte der für das ZDF tätige Naturfilmer Andreas Ewels nun die bildgewaltige Naturdokumentation «Abenteuer Lerchenberg». 

Der Film zeigt, wie sich die Natur des Lerchenbergs in den verschiedenen Jahreszeiten präsentiert und wie die Tiere mit den unterschiedlichen Bedingungen umgehen. Besonders beeindruckende Szenen sind etwa die Metamorphose einer Libelle, die aus nächster Nähe wie ein bizarrer Alien wirkt, oder Bilder aus den Eingeweiden eines Kaninchenbaus, in dem Jungkaninchen zu sehen sind, die an ihrer Mutter säugen; oder wie ein Käfer von einem Regentropfen getroffen wird und fast vom Grashalm herunterfällt. «Um so was aufzunehmen, braucht man viel Zeit und Geduld. Für Tiere, die unter der Erde leben, haben wir sogar künstliche Behausungen angelegt, dies war sehr aufwendig. Wir arbeiteten ausserdem bei den Dreharbeiten eng mit Biologen, Tierschützern und Jägern zusammen», sagt der Regisseur Ewels.

10 000 Blüten für 1 Gramm Honig
Die Dreharbeiten dauerten zwei Jahre und 40 Mitarbeiter des Senders halfen in ihrer Freizeit unentgeltlich mit, den Film zu machen. «Es handelte sich um ein ehrenamtliches Projekt, das einfach aus Spass am Film und der Natur zustande kam», sagt Ewels. Und warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Das sagte sich auch der Regisseur. «Wir haben die schönsten Orte oft direkt vor der Haustür, es muss nicht immer exotisch sein. Mit diesem Film möchten wir die Zuschauer für die heimische Natur begeistern», erklärt er. «Leider kümmern wir uns zu selten darum und uns fehlt der Blick für das Besondere im Alltäglichen.» 

Neben den packenden Aufnahmen werden im Film auch viele spannende Geschichten erzählt, so etwa, dass eine Biene für ein Gramm Honig 10 000 Blüten besuchen muss oder dass Gartenschläfer gerne mal die Pralinen von Nachrichtenmoderatoren vertilgen.

Der Film lief unter anderem bereits in Zürich am Naturfilmfestival «Cosmic Cine» und hat bereits zahlreiche Preise und Nominierungen erhalten. «Darüber freuen wir uns natürlich sehr», sagt Ewels. «Doch das Beste sind jeweils die schönen Reaktionen des Publikums.» Ob und wann der Film in den Schweizer Kinos zu sehen sein wird, ist aber noch offen. «Wir sind gespannt auf Angebote, auch das Schweizer Fernsehen darf sich gerne melden», sagt Ewels. Es wäre sehr zu hoffen, dass dies bald der Fall ist: Denn das Werk ist ein Juwel unter den Naturdokumentationen. 

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