Im Kleinbetrieb von Hans Nyffenegger werden Osterhasen noch in aufwendiger Handarbeit gefertigt. Für die Osterhasenproduktion setzt er anderthalb oder zwei Monate vor Ostern ein- bis zweimal wöchentlich einen halben Tag ein. Dabei steht jeweils ein eingespieltes Team im Einsatz. Jeder kennt seine Aufgabe genau, sodass rationell gearbeitet werden kann. Bis aus den rund hundert bereitstehenden Formen richtige Osterhasen «geschlüpft» sind, dauert es ungefähr fünf Stunden. 

Die Ausgangsprodukte werden bei einem bekannten schweizerischen Schokoladehersteller eingekauft. Nyffenegger verwendet weisse, schwarze und Milchschokolade. Kakaobutter und Milchpulver bilden die Grundlage für die weisse Schokolade. Neben der Farbe unterscheidet sie sich von den beiden andern Arten durch den unterschiedlichen Gehalt an Kakaomasse und -butter. Bereits am Vorabend werden die tablettenförmigen Schokoladestücke mit dem ungefähren Durchmesser eines Zwanzigrappenstücks in der gewünschten Menge in Wärmeschränke eingefüllt. Über Nacht schmelzen sie zu einer zähflüssigen Masse. 

Damit der Osterhase glänzt, müssen die Verarbeitungstemperaturen stimmen
Die Schokolade hat nun eine Temperatur von 45 Grad. Vor dem Verarbeiten am nächsten Morgen wird sie auf 27–28 Grad abgekühlt und danach im Wasserbad wieder auf 32 Grad erwärmt. Dieser Vorgang sei nötig, damit der Schokoladenhase den gewünschten Glanz aufweise und sowohl aussen wie innen nicht grau erscheine. Die Masse habe so auch die gewünschte Konsistenz, sagte Nyffenegger.

Dann werden die Innenseiten der Formen aus Plexiglas sauber mit Watte ausgerieben. Mithilfe einer Spritztüte (Cornet) aus speziellem Papier werden in verschiedenen Arbeitsgängen Nase, Augen, Augenbrauen oder Zähne des Hasen mit weisser oder schwarzer Couvertüre in beiden Formhälften gezeichnet. Bei diesem als «Schminken» bezeichneten Vorgang ist Kreativität gefragt. 

Anschliessend werden die Formhälften mit einer dünnen Couvertüre-Schicht ausgepinselt, damit beim Giesssen keine Luftblasen entstehen. Es besteht auch die Möglichkeit, an diversen Stellen mit Lebensmittelfarbe gefärbte weisse Schokolade zu verwenden, damit farbige Effekte entstehen. 

Nachdem die Auflageflächen mit einem Kunststoffspachtel von allfälligen Spritzern gereinigt sind, werden die Formhälften mit Klammern zusammengefügt. Dadurch entsteht ein Hohlraum mit einer Bodenöffnung, durch den mit einer Schöpfkelle Couvertüre aus Milchschokolade in die Form eingefüllt wird. Die Masse verbleibt für einige Sekunden darin und wird mit einem Kartonrohr angeklopft, bevor sie sofort wieder ausgeschüttet wird. Eine Schokoladenschicht bleibt bei diesem Vorgang an den Innenwänden der Form haften, die nun zum Austropfen auf einen Gitterrost gestellt wird. Durch die Bodenöffnung kann Luft zirkulieren, was für den Auskühlungsprozess wichtig ist. 

Die Produktion von Osterhasen von Hand ist ein altes Schweizer Brauchtum
Danach kommen die Formen einige Minuten in den Kühlschrank, bevor sie auf eine bereitstehende Couvertüre-Masse gestellt werden, die zuvor mit einem Spachtel auf die gewünschte Dicke glatt gestrichen wurde. Nun steht eine weitere Auskühlphase an, bevor die nun mit einem Boden versehenen Hasen nochmals für einige Minuten in den Kühlschrank kommen. Danach werden die Klammern gelöst und die kleinen Kunstwerke sorgfältig den Formen entnommen. Die Osterhasen werden auf allfällige Schadstellen überprüft und anschliessend verpackt. 

Für Nyffenegger und seine Mitarbeiter ist die Produktion von Osterhasen eine willkommene Abwechslung. Er will damit auch die Vielseitigkeit des Berufs aufzeigen: «Das Herstellen von Osterhasen gehört zu unserem Handwerk. Wir leisten damit auch einen Beitrag zur Erhaltung des Brauchtums.»