Die Wissenschaftler des Polarinstituts gehen davon aus, dass der Klimawandel zu einer höheren Sterblichkeitsrate bei den Rentieren auf der Inselgruppe im Nordpolarmeer führt, wie sie am Montag erklärten. Die Rentiere seien im vergangenen Winter verhungert, sagte die Forschungsgruppenleiterin Ashild Ønvik Pedersen der Nachrichtenagentur AFP. Gemeinsam mit ihrem Team nimmt sie jährlich eine Zählung der Rentier-Population auf dem 1200 Kilometer vom Nordpol entfernten Archipel vor.    

«Durch den Klimawandel regnet es viel mehr», sagte Ønvik Pedersen. Dadurch bildeten sich Eisschichten auf der Tundra. «Das verschlechtert die Weidebedingungen für die Tiere», sagte sie weiter. Rentiere ernähren sich vor allem von Flechten, die sie im Winter mit ihren Hufen im Schnee aufspüren. Der ständige Wechsel von Frost und Tau kann jedoch zu undurchdringbaren Eisschichten führen, wodurch die Tiere nicht mehr an ihre Nahrung kommen.    

Wie Forscher im Mai berichteten, weichen die Rentiere auf Spitzbergen wegen der dicken Eisschichten manchmal auf eine andere, leicht zugängliche Nahrungsquelle auf: Seegras («Tierwelt Online» berichtete). Dieses ist allerdings nicht so nahrhaft wie Flechten und reicht alleine zum Überleben nicht. Auch enthält es viel Salz, was den Tieren öfter Durchfall beschert.

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Grosses Rentiersterben vor elf Jahren
Erst ein einziges Mal seit der Beobachtung der Rentier-Population in Spitzbergen vor 40 Jahren habe die Sterblichkeitsrate bei den Tieren genauso hoch gelegen – im Winter 2007/2008, sagte Ønvik Pedersen.    

Als weiteren Grund für die gestiegene Sterblichkeitsrate führen die Forscher das Wachstum der Rentier-Population an. Nach Angaben des Polarinstituts hat sich die Zahl der Rentiere in Spitzbergen seit den 80er Jahren auf heute 22'000 Tiere verdoppelt.