Viele Millionen Jahre vor ihrer endgültigen Auslöschung verschwanden mehr Saurierarten von der Erde als neue entstanden, berichten britische Forscher.Die mangelnde Fähigkeit, ausgestorbene Arten durch neue zu ersetzen, habe diese Tiere anfällig gemacht, schrieben die Forscher im Fachjournal «PNAS». Sie seien unfähig gewesen, schnell auf die Katastrophe zu reagieren und sich davon zu erholen.

Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass ein Meteoriten-Einschlag im Bereich des heutigen Mexiko am Ende des Erdmittelalters das Ende der Dinosaurier besiegelte. Weit strittiger ist die Frage, ob es schon vor diesem Ereignis ein Sauriersterben gab, bei dem die Vielfalt unter diesen Tieren abnahm.

Frühere Arbeiten zu dieser Frage hätten evolutionäre Dynamiken wie Artensterben und Artenbildung nicht ausreichend berücksichtigt und verfügten nicht über genügend statistische Aussagekraft, schreiben die Wissenschaftler um Manabu Sakamoto von der University of Reading in ihrem Artikel.

Stammesgeschichte genau untersucht
Sie analysierten nun statistisch im Detail die Stammesgeschichte aller Dinosauriergruppen – der Vogelbeckensaurier sowie der Echsenbeckendinosaurier, die in Sauropodomorpha und Theropoda, zu denen auch die heutigen Vögel gehören, unterteilt werden. Dazu werteten sie Datensätze aus, die 420 beziehungsweise 614 systematische Gruppen von Dinosauriern umfassten.

Die Analyse liefere überwältigende Unterstützung für die Annahme, dass sich die Artbildungsrate bei nahezu allen Dinosauriern vor dem endgültigen Verschwinden verlangsamte bis sie schliesslich unterhalb der Aussterberate lag. Das passierte spätestens 24 Millionen Jahre vor dem Meteoriten-Einschlag.

Betrachteten die Forscher in ihrer Analyse die einzelnen Dinosaurier-Hauptgruppen für sich, passierte das sogar noch früher: 48 bis 53 Millionen Jahre vor dem Einschlag.

Mehr neue Arten bei Pflanzenfressern
Ausnahmen bildeten lediglich die pflanzenfressenden Hadrosaurier und Ceratopsidae. Bei ihnen stellten die Forscher eine sehr hohe Artbildungsrate fest. Möglicherweise war es diesen gelungen, durch die Ausbildung sehr kräftiger Kiefer und Zähne spezielle Pflanzenarten für sich als Nahrungsgrundlage zu erschliessen. Zu diesen beiden Gruppen gehörten 14 Prozent aller Dinosaurier-Arten.

Die Wissenschaftler stellten zudem den bereits vermuteten Zusammenhang zwischen der Artbildungsrate und der Höhe des Meeresspiegels fest. Demnach bildeten sich mehr Arten, wenn der Meeresspiegel stieg. Durch den Anstieg des Wassers werden Landmassen voneinander getrennt und Populationen isoliert, wie das Team erklärt. Eine solche geografische Isolation führe zur Entstehung neuer Arten.

Was genau den Niedergang der Dinosaurier-Vielfalt verursacht hat, sei unklar, schreiben die Wissenschaftler. Intensivierter Vulkanismus, Klimaveränderungen oder ökologische Interaktionen mit sich schnell ausbreitenden Tiergruppen seien denkbare Ursachen.Dinosaurier-Sterben begann schon vor Meteoriten-Einschlag