Wissenschaftler um Dario-Marcos Bayani von der Universität Bern haben Buntbarsche der Art Neolamprologus pulcher, die vom Tanganjikasee in Afrika stammen, jeweils paarweise, aber durch durchsichtige Wände getrennt, in Becken gesetzt. Die Tiere konnten einander zwar sehen, aber nicht berühren oder gar miteinander kämpfen. Das wäre auch unfair gewesen, denn ein Fisch war stets deutlich grösser als der andere.

Die Trennwand war entweder massiv, so dass die beiden keine chemischen Signale austauschen konnten, oder durchlöchert. Ausserdem hatten die Forscher den Fischen zuvor Farbstoff injiziert, damit ihr Urin dunkelblau und dadurch gut im Wasser zu sehen war.  Wenn die zwei Fische einander erblickten, folgten fast unmittelbar Scheinangriffe und Drohgebärden, berichten die Verhaltensforscher. Ausserdem entleerten sie schubweise ihre Blasen. Die grösseren Exemplare hatten freilich jeweils das grössere Organ und konnten damit öfter Urin absetzen.

Pinkeln klärt den Konflikt schneller
Wenn diese Geruchssignale durch eine löchrige Zwischenwand unter den Konkurrenten ausgetauscht werden konnten, war die Sache viel rascher geklärt, als wenn die Wand dicht war. Im zweiten Fall pinkelten die dominanten Fische noch mehr, vermutlich weil die anderen nicht adäquat mit Kapitulation reagierten. Die Kleinen führten dann wiederum öfters Angriffe in Richtung der Grossen aus, weil sie wohl nicht so gut erkennen konnten, dass diese viel stärker waren.

«Die Fische sahen einander zwar, aber offensichtlich reichte dies nicht aus, um die potenziellen Gegner richtig einzuschätzen», erklärte Studienautor Michael Taborsky von der Uni Bern im Gespräch mit der APA. Sie bräuchten offensichtlich auch die Geruchsstoffe als Information. Wenn das Signal des Konkurrenten beeindruckend ist, wie eine grosse Duftmarke bei den Buntbarschen oder zum Beispiel ein mächtiges Geweih bei Hirschen, dann sei das wohl sehr beeindruckend für das jeweils schwächere Tier, sagte er. Dadurch eskaliert eine Auseinandersetzung nicht, und die beiden können die Rangverhältnisse rasch und ohne Kampf klären.

Welche Bestandteile des Urins als Signalstoffe fungieren, ist allerdings unklar, so die Forscher. In einer früheren Arbeit hat Taborsky mit Kollegen aber schon herausgefunden, dass die Fische Zwischenprodukte des Testosteron-Stoffwechsels ausscheiden, wenn sie einen potenziellen Konkurrenten sehen. Möglicherweise sind es also Substanzen, die mit diesem Geschlechtshormon in Verbindung stehen, die den Urin der Fische informativ für andere machen.

Die Studie erschien im Fachmagazin «Behavioral Ecology and Sociobiology».