Das Forschungsteam um die Biologin Raphaela Heesen von der Universität Neuenburg dokumentierte das Verhalten von Bonobos in einem französischen zoologischen Park, während sich die Tiere gegenseitig oder selbst das Fell pflegten. Dabei unterbrachen sie die Bonobos gelegentlich: Entweder riefen sie den Namen eines Tiers, um es mit einem Rüebli wegzulocken. Oder sie öffneten und schlossen geräuschvoll die Schiebetür des Geheges.

Demnach pflegten achtzig Prozent der Affen ihren Partner nur wenige Minuten nach der kurzen Futterpause oder nach dem ratternden Geräusch der Schiebetür weiter, wie die Forschenden im Fachmagazin «Science Advances» berichten. Hingegen kehrte nur die Hälfte respektive zwei Drittel der Affen nach den zwei Unterbrechungen zu ihrer eigenen Körperpflege zurück.

Kommunikation vor und nach der Pause
«Die Affen scheinen etwas über ihre soziale Rolle gegenüber Artgenossen zu verstehen», sagte Heesen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Demnach sind sich die Bonobos ihren Verpflichtungen durchaus bewusst und lassen sich von ihren Partnern motivieren, die Pflege wieder aufzunehmen – Eigenschaften, die bisher nur Menschen zugeschrieben wurde.

Die Forschenden beobachteten ebenfalls, dass die Bonobos mit Gesten, Lauten und Gesichtsausdrücken kommunizierten, als sie die Tätigkeit unterbrachen oder wiederaufnahmen.

Wer trägt Verantwortung?
Allerdings fand das Team heraus, dass die Intensität der Kommunikation damit verbunden war, wann sie stattfand und wieso die Tiere die Fellpflege bei ihrem Partner unterbrochen hatten: Vor der eingelegten Pause aufgrund des nicht selbstverschuldeten ratternden Tors kommunizierten sie stärker als wenn sie ihre Artgenossen wegen des lockenden Rüeblis warten liessen. Genau das Gegenteil beobachteten die Forschenden nach der Unterbrechung.

Was merkwürdig klingen mag, vergleicht Heesen mit dem Verhalten der Menschen: «Wenn wir beim Mittagessen mit einer Freundin sitzen und der Feueralarm losgeht, schreien wir. Aber wir entschuldigen uns danach nicht für die Umstände.» Anders sei es, wenn die Schuld der Unterbrechung bei einem selbst liege: «Wenn ich durch einen Telefonanruf das Gespräch abrupt unterbreche, entschuldige ich mich danach eher», sagte sie.

Abhängig von sozialer Bindung
Ebenfalls beobachtete das Team, dass der Kommunikationsaufwand je nach Rangunterschied und den sozialen Bindungen zwischen den Partnern variierte. Auch hier zieht Heesen einen Vergleich zu menschlichem Verhalten: «Wenn man in einer Besprechung mit seinem Chef sitzt und das Telefon klingelt, entschuldigt man sich eher, als wenn das Gegenüber die eigene Schwester ist.»

Welche Inhalte die Gesten der Bonobos genau bergen, wollen die Forschenden in weiteren Studien untersuchen. Sie vermuten aber, dass die Tiere ihre Partner mit ähnlichen Signalen wie «Entschuldigung, ich bin gleich wieder da» oder «Sorry, dass ich dich warten liess» um Verzeihung bitten.