Vor dem Abschuss war «M35» offenbar im Begriff, eine Schafherde anzugreifen. Er verletzte mindestens ein Schaf. Die Freigabe zum Abschuss war vergangene Woche erteilt worden («Tierwelt» hat berichtet).

Der Wolf hatte vom 21. Juli bis am 24. August insgesamt 39 Schafe getötet, wie der Kanton Wallis in einer Medienmitteilung vom Dienstag festhielt. Gemäss dem Konzept Wolf Schweiz wurde das abgeschossene Tier dem Tierspital Bern zur Analyse übergeben.

Die Freigabe zum Abschuss war vergangene Woche von den Umweltverbänden Pro Natura und WWF scharf kritisiert worden. Auch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) war mit dem Entscheid nur teilweise einverstanden.

WWF kritisiert Abschuss
Die Tierschutzorganisation WWF hat den Abschuss des Wolfes im Goms am Dienstag als «kurzsichtig und falsch» bezeichnet. Der WWF fordert das Wallis dazu auf, die Schafhalter bei der Einrichtung von Herdenschutzmassnahmen gezielt zu unterstützen.

«Im Wallis vertraut man offenbar noch immer auf die Flinte. Doch damit versperrt sich der Kanton nur den Weg für nachhaltige Lösungen», wird Kurt Eichenberger vom WWF Oberwallis in der Medienmitteilung zitiert.

Dass es auch anders gehe, zeige gerade das Beispiel Goms. Seit wenigen Jahren würden dort die Schafe auf einigen Alpen mit Herdenschutzhunden oder Hirten geschützt. Auf diesen geschützten Weiden sei in diesem Jahr kein einziges Schaf vom Wolf gerissen worden.

Ins Wallis wanderten Wölfe aus Italien, Frankreich und auch aus Graubünden ein, hielt der WWF fest. Diese natürliche Zuwanderung werde auch nach dem Abschuss nicht abnehmen.

Pro Natura will Gespräch
Die Umweltorganisation Pro Natura bedauert den Abschuss des Wolfs im Obergoms. Sie fordert ein Gespräch mit dem zuständigen Walliser Staatsrat Jacques Melly, um zu klären, was es in Zukunft für Alternativen gäbe.

«Empfehlungen, wie dieses immer gleiche Ritual durchbrochen werden könnte, lagen schon vor der Alpsaison auf dem Tisch», schrieb Pro Natura am Dienstag.

Im Auftrag von Melly seien die Strukturen der Walliser Schafalpen untersucht worden, um bessere Voraussetzungen für den Schutz der Schafe zu ermöglichen. «Aus dieser Alpplanung wurden für die betroffenen Alpen im Goms bereits im Sommer 2013 umsetzbare konkrete Empfehlungen abgeleitet.»

Die Organisation suche in den kommenden Tagen das direkte Gespräch mit Melly, um Lösungen für Schaf und Wolf zu finden.