Geier haben es nicht einfach. Die grossen Vögel fallen besonders oft Stromleitungen, Windturbinen und dem Strassenverkehr zum Opfer. Ausserdem haben sie als Aasfresser einen schlechten Ruf. Vielerorts hängen die Menschen immer noch dem Aberglauben nach, dass sie Unglück bringen und man vor ihnen Angst haben müsse. 

Mit diesem Vorurteil will der deutsche Autor Rainer Nahrendorf in seinem an ein junges Publikum gerichtetes Buch «Geier Georg auf der Flucht» aufräumen. Denn Geier erfüllen im Ökosystem eine wichtige Rolle. Sie befreien es von Tierkadavern und halten es so gesund (lesen Sie hier mehr dazu und erfahren Sie, warum Aasfresser nicht krank werden). Ausserdem sind sie miteinander äusserst zärtlich und ziehen mit viel Hingabe und Fürsorge ihre Küken gross. «Die erzählte Geschichte soll die vielfältige Gefährdung der Geier und die Wiederansiedlungsbemühungen in europäischen Ländern beleuchten», sagt Nahrendorf. Vor allem aber soll sie das Negativ-Image der Geier korrigieren und auf ihre wichtige Funktion als Gesundheitspolizei der Lüfte aufmerksam machen. Sie nützen dem Menschen und bewahren ihn durch die Entsorgung von Aas vor Krankheiten.»

Dieses auch im Buch erwähnte Video zeigt, wie liebevoll Mönchsgeier miteinander umgehen (Video: KaWolfram):

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Die Geschichte von Georg ist fiktiv, hat aber einen realen Hintergrund. Sie beginnt im Adler- und Wolfspark Kasselburg in der Eifel im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz. Diesen besuchte Nahrendorf oft mit seinen Kindern und Enkelkindern. Einer der drei Mönchsgeier auf der Kasselburg habe er Georg getauft und seine Geschichte weitergesponnen. In Nahrendorfs Buch entwischt der junge Georg aus der Voliere und macht sich auf, die Welt zu entdecken. Weit kommt er nicht, denn er findet unterwegs keine Nahrung und wird halb verhungert in eine Auffangstation auf Mallorca gebracht. Dort trifft er die Geierin Lucia. Gemeinsam werden sie ausgewildert und ziehen viele Küken gross. Doch ihre Liebesgeschichte nimmt ein tragisches Ende …

Interaktiv und multimedial
Das Besondere an dem Buch sind neben einer Vielzahl an farbigen Fotos die vielen integrierten Videos und Zusatzinformationen, die sich mit einem QR-Code-Scanner auf dem Smartphone ganz einfach abrufen lassen. Einen solchen Scanner kann man sich ganz einfach im Play Store oder im App Store herunterladen. «Wenn man die Videos sieht, kann man den realen Hintergrund der Geschichte gut nachvollziehen», sagt Nahrendorf. Der frühere Journalist und Chefredaktor des «Handelsblatts» hat viel recherchiert, Informationen über Geier zusammengetragen und all diese Fakten im Buch integriert. In die Handlung eingesponnen oder als Zusatz auf dem Handy erfährt man viel Interessantes über Geier-Schutzgebiete, Rehabilitierungszentren, Auswilderungen und Wiederansiedlungen. Die Geschichten von Georg und Lucia sind zwar erfunden, aber «sie hätten sich auch so ereignen können», so Nahrendorf.

Dieses Video stammt ebenfalls aus dem Buch. Es zeigt die Arbeit der Black Vulture Conservation Foundation (BVCF) auf Mallorca. Die Stiftung päppelt im Buch auch Georg und Lucia auf (Video: BVCF):

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Dass dem Autor das Buch eine Herzensangelegenheit ist, spürt man auf jeder Seite. Die berührende und lehrreiche Geschichte macht daher nicht nur jungen Lesern Freude, sondern ist Erwachsenen ebenso ans Herz zu legen.

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Rainer Nahrendorf
Geier Georg auf der Flucht

1. Auflage, 9. Dezember 2017 
Format: DIN A5 hoch, 112 Seiten;
Verlag: epubli  
ISBN: 9783745066685