Wissenschaftler haben die bis dato kleinsten Dinosaurier-Spuren der Welt entdeckt. Sie messen gerade mal einen Zentimeter in Länge. Hinterlassen wurden sie vor 110 Millionen Jahren von Raptoren aus der Kreidezeit, also von zweibeinigen, fleischfressenden Dinosauriern aus der Familie der Dromeosauriden mit krallenbewehrten Händen und einer vergrösserten Kralle am Fuss. Zu ihnen gehörte auch der durch «Jurassic Park» populär gewordene Velociraptor, wobei man heute allerdings weiss, dass dieser viel kleiner war, als in den Filmen dargestellt und wie alle Mitglieder seiner Familie Federn trug (lesen Sie hier mehr dazu).

Während Velociraptoren wohl etwa die Grösse eines Truthahns hatten, waren die Verursacher der Spuren von Jinju nur etwa so gross wie ein Spatz. Ihre Entdecker gaben ihnen den Namen Dromeosauroformipes rarus. Unklar ist, ob sie ausgewachsene Individuen einer sehr kleinen Art oder Jungtiere einer grösseren waren. 

«Wir wissen es nicht genau», sagt Studien-Mitautor Anthony Romilio von der australischen University of Queensland gegenüber «Tierwelt Online». Für Letzteres spreche die Tatsache, dass man 30 Kilometer weiter Spuren derselben Form gefunden habe – einfach zehnmal grösser. «Wenn diese Spuren von demselben Typus von Dinosaurier stammen, dann könnte es sein, dass es sich bei unserer Jinju-Entdeckung um Baby-Dinosaurier-Spuren handelt», erklärt Romilio. Wie sein Team und er in ihrer Mitte November im Fachmagazin «Scientific Reports» veröffentlichten Studie schreiben, gebe es aber auch immer mehr Beweise dafür, dass eine grosse Zahl von asiatischen Raptoren klein war. Es spreche nichts dagegen, dass mehrere ähnliche Arten nebeneinander existiert hätten.

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Die neu gefundenen Mini-Spuren und die 30 Kilometer entfernten Spuren im Vergleich. Es könnte sich bei Ersteren um Babys des gleichen Typs von Dinosauriern wie bei den grösseren Spuren handeln.
  Bild: Lida Xing (China University of Geosciences)

 

Adlerauge fand die Spur
Die Ausgrabungsstätte von Jinju ist bekannt für ihre Vielfalt an fossilen Spuren – grosse wie kleine. Man habe deshalb die Augen offen gehalten für mehr. Gefunden wurden die Spuren von Dormeosauroformipes rarus schliesslich Professor Kyung Soo «Adlerauge» Kim von der südkoreanischen Chinju National University of Education, der auch der Hauptautor der Studie ist. «Er ist unser Meister-Fährtenfinder», sagt Romilio. «Adlerauge hat immer wieder unglaubliche Fossilien gefunden, die der Rest von uns übersehen hat.» Dazu gehören die Spuren von Flugsauriern, kleinen Säugetiere und winzigen Fröschen, die am Ufer eines uralten Sees entlang hüpften. 

An diesem See lebten auch die kleinen Raptoren Dromeosauroformipes rarus. Das ermöglichte ihnen eine grosse Auswahl an potentiellen Beutetieren. «Ich denke nicht, dass sie andere, grössere Dinosaurier frassen», sagt Romilio. «Sie hätten dabei leicht übersehen und zertrampelt werden können.» Auch Fische zu fangen sei wohl für Dinosaurier dieser Grösse eine Herausforderung gewesen, die das Risiko mit sich brachte, gleich selber verspiesen zu werden. «Ich kann mir vorstellen, dass diese Insekten und andere Wirbellose frassen – wenigstens bei dieser Grösse», meint Romilio deshalb. «Ob diese Raptoren die Käfer mit ihrer ausfahrbaren Kralle herunterdrückten, um sie dann auf grausige Jurassic-Park-Art auseinander zu reissen, weiss ich nicht.»

Sehen Sie die Dino-Spuren im Video (Video: Anthony Romilio):

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