Die Schweiz ist im Winter nicht nur bei Skifahrern, Snowboarderinnen und anderen Wintersporttreibenden beliebt, die sich gerne in den Bergen vergnügen – zumindest in normalen Zeiten. Auch Hunderttausende von Wasservögeln überwintern jährlich auf den Seen des Landes. Und sie können trotz Corona-Pandemie ungehindert ein- und ausfliegen.

Letzteres tun sie zur Zeit in Scharen. «Wo sind denn all die Vögel hin?», wundert sich vielleicht der eine oder andere Passant, beispielsweise am Neuenburgersee oder am Bodensee. Diese beiden Gewässer sind jeden Winter sehr beliebt bei den Wintergästen. Ein Hotspot am Bodensee befindet sich bei Ermatingen TG, wo das flache Wasser in der Bucht ideal für die Nahrungssuche ist.

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Seen frieren nicht zu
Diese ist es auch, welche die Vögel antreibt. Die meisten von ihnen brüten im hohen Norden, wo ihre angestammten Seen und Tümpel im Winter zufrieren. Da ist es dann natürlich vorbei mit der Futtersuche. So treffen die überwinternden Enten, Möwen, Blässhühner, Schwäne, Lappentaucher und Gänse im Herbst irgendwann ein. Dass sie ausgerechnet in der Schweiz bleiben, ist kein Zufall: Im Land gibt es viele grosse Seen, die nicht zufrieren und die nördlich der Alpen liegen. So können die Vögel sich den anstrengenden Flug über das Gebirge sparen.

Alljährlich werden die Bestände der Wintervögel von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach gezählt. Wie das Institut notiert, nehmen die Zahlen seit den 1990er-Jahren ab, was wohl dem Klimawandel geschuldet ist. Nun frieren auch nördlichere Seen nicht mehr zu. Die Vögel müssen nun nicht mehr ganz so weit fliegen, um im Winter genügend Nahrung zu haben, was viele von ihnen noch so gerne tun. Allerdings sind die Bestände jährlichen Schwankungen unterworfen. Vom Neuenburgersee wurden dieses Jahr sogar Rekordzahlen vermeldet («Tierwelt online» berichtete).

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Internationale Verantwortung
Auch einzelne Arten lassen sich in den letzten Jahren immer mehr blicken. Dazu gehört laut der Vogelwarte der Schwarzhalstaucher. Er überwintere in Mitteleuropa eigentlich eher an Meeresküsten – und anscheinend auch immer lieber in der Schweiz. Ebenfalls positiv entwickelt sich die Kolbenente. Dies lässt sich direkt auf die Zunahme ihrer Hauptnahrungsquelle, den Armleuchteralgen zurückführen. Diese wiederum sind ein Indikator für saubere Gewässer.

Trotz sinkender Bestände überwintern jährlich immer noch eine halbe Million Vögel auf Schweizer Gewässern, wie aus den Zahlen der Vogelwarte hervorgeht. Damit trägt das Land auch eine internationale Verantwortung für viele Arten. Denn Störungen im Überwinterungsgebiet können sich später negativ auf den Bruterfolg auswirken. Die zunehmenden, ganzjährigen Freizeitaktivitäten an und auf den Seen erschweren es den Vögeln aber immer öfter, die nötige Erholung zu finden. Ein Schutz der Gewässer und der Uferzonen ist also nötig um sicher zu sein, dass die Gäste auch weiterhin zahlreich erscheinen – solange die Pandemie noch anhält sind sie nach wie vor die Einzigen.