Spaziergänger hatten den Kadaver einer Wölfin im Val d'Anniviers am vergangenen Freitag entdeckt («Tierwelt Online» berichtete). Es handelt sich bereits um den zweiten nachgewiesenen Fall von Wolfswilderei im Wallis innert eines Jahres. Dies ist laut dem WWF untolerierbar; Wilderei sei kein Kavaliersdelikt und dürfe nicht ungestraft bleiben.  

Es sei zu hoffen, dass die Schuldigen gefunden und entsprechend hart bestraft würden. Mit dem jüngsten, illegalen Abschuss eines Weibchens wurde laut WFF potenziell ein weiteres Wolfsrudel im Wallis verkleinert. Es sei ein Armutszeugnis, dass in der Schweiz immer noch keine langfristig überlebende Wolfspopulation existiere, schreibt der WFF Schweiz.  

Die Gruppe Wolf Schweiz hatte bereits am Sonntag mit Empörung auf den erneuten Fall von Wilderei im Wallis reagiert und die Walliser Behörden für ihre «lockere Abschusspolitik» kritisiert. Die Gruppe kündigte zudem an, dass sie Hinweise, die zur Ergreifung von Wolfswilderern führen, mit 10'000 Franken belohnen will. Die Walliser Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet. Die Polizei sucht Zeugen. Der Kadaver der Wölfin wurde für eine Autopsie ins Institut für Pathologie der Universität Bern gebracht.  

Walliser Biologe kritisiert Regierung  
Raphaël Arlettaz, Biologe an der Universität Bern, macht die Walliser Regierung für die Situation im Kanton verantwortlich. Sie verwechsle beim Wolf die Realität mit dem Mythos. Durch ihre Desinformationspolitik sorge die Kantonsregierung für ein schädliches Klima, sagte der Walliser Biologe in der Tagesschau des Westschweizer Fernsehens RTS.  

Unter diesen Bedingungen würden die Wilderer sich beflügelt fühlen. Der Kanton täte in seinen Augen gut daran, den Wolf zu akzeptieren und ihn nicht wie die Jäger als Konkurrenten zu betrachten. Denn die Präsenz des Wolfes könne mithelfen, das Problem der hohen Hirschbestände im Wallis zu lösen, was derzeit trotz Sonderjagden nur schwierig möglich sei.