«Der in Leukerbad geschlüpfte Jungvogel wird von drei Altvögeln genährt», sagte Michael Schaad, Regionalkoordinator für die Westschweiz bei der Stiftung Pro Bartgeier, am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Er bestätigte damit einen Bericht der Zeitung «Walliser Bote». Bei Bartgeiern sei es nicht ungewöhnlich, dass sich drei erwachsene Tiere um ein Junges kümmern. Meistens handelt es sich dabei um zwei Männchen und ein Weibchen. Beim Trio von Leukerbad konnte die Geschlechterfrage noch nicht vollständig geklärt werden.

In der Derborence im Unterwallis sind vor rund einem Monat zwei junge Bartgeier geschlüpft. Dort gebe es ein aus zwei Weibchen und einem Männchen bestehendes Trio. Zu dritt sei es einfacher, Nahrung für das Jungtier zu finden, erklärte Michael Schaad.

Erste Flugversuche im Juli zu erwarten
Wenn alles gut läuft, werden die drei Bartgeier-Jungvögel im Wallis im Juli flügge. Sie bleiben dann aber noch einige Zeit unter den Fittichen der Eltern, bevor sie sich auf einen jahrelangen Streifzug begeben. Mit ungefähr sieben Jahren werden sie geschlechtsreif und beginnen sesshaft zu werden.

Bartgeier erreichen über zwei Meter Flügelspannweite und sind damit die grössten Greifvögel der Schweiz. Die zu Unrecht als Lämmerdieb abgestempelte Art wurde vor rund 100 Jahren ausgerottet. Seit 1991 läuft in den Schweizer Alpen ein Programm zur Wiederansiedlung der mächtigen Vögel. Der erste Nachwuchs in freier Wildbahn wurde 2007 beobachtet.

Die Zahl der Bartgeier in der Schweiz ist schwierig abzuschätzen. Die Stiftung Pro Bartgeier geht von 14 Paaren oder Trios in der Schweiz aus. Davon seien zwölf derzeit am Nisten.