Den Kelten dienten Eulen als spirituelle Führer, die den Weg durch die Nacht beleuchteten. Die Römer ihrerseits assoziierten die Vögel mit Hexerei und schwarzer Magie. Tatsächlich leitet sich der Familienname der Eulen vom lateinischen Striga ab, was Hexe bedeutet.

Noch heute ist der Aberglaube regional unterschiedlich. In Bern kündigt Eulengeschrei nicht den Tod, sondern die Geburt eines Kindes an. Ein mongolischer Glaube besagt hingegen, dass diese Vögel nachts in Häuser eindringen, um die Nägel der Menschen zu stehlen. Und in Kamerun ist die Eule zu böse, als dass man ihr einen richtigen Namen gegeben hätte: Die Menschen nennen ihn einfach «den gruseligen Vogel».

Die Lausanner Forschenden um den Biologen Alexandre Roulin und die Sozialwissenschaftlerin Christine Mohr wollen den verschiedenen Glauben zu Eulen weltweit mit Fragebogen in 35 Sprachen auf den Grund gehen. Bisher nahmen bereits 10'000 Menschen an der Online-Umfrage teil und äusserten ihre Meinung zu den nachtaktiven Vögeln («Tierwelt online» berichtete über die Umfrage).

Eulen gezielter schützen
Erste Resultate zeigen, dass in Afrika der Aberglaube deutlich stärker ausgeprägt ist als etwa in Indien und den angelsächsischen Ländern. «Unabhängig von der Herkunft der Teilnehmer sehen wir, dass Menschen, die sich generell als schnell ängstlich und spirituell einschätzen und die jünger sind, eine negativere Wahrnehmung von Greifvögeln haben», sagt Mohr gemäss einer Mitteilung der Uni Lausanne.

In Regionen, in denen Eulen besonders gefürchtet, gehasst oder sogar getötet werden, möchten die Forschenden die Vögel mit Präventionsmassnahmen gezielt schützen. «Um diese Raubvögel besser zu erhalten und ihr Überleben zu sichern, müssen wir zeigen, dass sie nützlich sind», sagte Roulin.

So gelang es ihm und seinem Team im Rahmen des «Peace Owl»-Projekts bereits, dass Landwirte im Westjordanland und Jordanien nun Eulen nutzen, um Nagetier-Populationen zu regulieren. Dadurch reduzierten sie nicht nur der Einsatz von Chemikalien, sondern die Aufklärungskampagne führte auch zu einem Dialog zwischen den sich im Konflikt befindenden Bevölkerungsgruppen.