«Wollt ihr wissen, was Scheisse ist? DAS!!», schreibt Susan Darrah auf ihrer Facebook-Wall und veröffentlicht das Foto von einem Weisswedelhirsch, den sie soeben in ihrer Nachbarschaft in New Jersey gesehen hat. Er hat einen Pfeil abbekommen, der ihm nun quer im Gesicht steckt. Das Foto der Tierliebhaberin geht sofort wie ein Lauffeuer durch das Internet und die US-amerikanischen Nachrichtensendungen.

«Er kann essen und scheint keine Schmerzen zu haben, nirgends ist Blut zu sehen», schreibt Darrah weiter, aber trotzdem will sie dafür sorgen, dass das Tier eingefangen wird, um ihm zu helfen. Doch dann ist es wieder verschwunden. In der Zwischenzeit wird das Bild über 2000 Mal geteilt, hunderte Kommentare mit Tipps, Flüchen über den «schlechten Jäger» und ungläubigen Internetnutzern erscheinen.

Darrah selber hat nichts gegen Jäger, auch nicht gegen diejenigen, die ihr Wild mit Pfeil und Bogen erlegen. «Unfälle passieren», schreibt sie. Und sie ist sich sicher: «Jeder Jäger den ich kenne, wird versuchen, das Tier wiederzufinden, wenn er einen unsauberen Schuss abgegeben hat».

Umstrittene Jagdmethode
Pfeil und Bogen sind in den Vereinigten Staaten gängige Jagdinstrumente. In der Schweiz, Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern ist die Bogenjagd jedoch verboten. Das Argument des Tierschutzes ist umstritten: Das Erlegen eines Tieres mit dem Bogen füge dem Tier mehr Leiden zu als ein Gewehrschuss. Bogenjäger wenden allerdings ein, dass ein Pfeiltreffer in die tödliche Zone (Herz und Lungenflügel) den sofortigen Tod ohne Schmerzen verursache. Teilmantelgeschosse aus einem Gewehr würden dagegen aufpilzen und dadurch grossflächige Verletzungen verursachen.

Am Tag darauf taucht der Pfeil-Hirsch wieder auf, Susan Darrah kontaktiert die Jagd- und Fischereibehörde des Bundesstaates, die sich aber zu spät auf die Suche nach dem Tier macht – der Hirsch verschwindet wieder und wurde bisher nicht mehr gesichtet. Auf Rückfrage der «Tierwelt» sagt Darrah: «Ich bin mir ziemlich sicher, dass es am Wochenende von einem Jäger erwischt wurde.» Ganz aufgegeben hat sie das verletzte Tier aber noch nicht. Und versprochen, sich zu melden, falls «ihr» Hirsch doch noch einmal auftauchen würde.

Und sie hält ihr Wort
Susan Darrah hatte Unrecht. Um 23 Uhr Schweizer Zeit – in New Jersey ist es 17 Uhr – meldet sie sich wieder bei der «Tierwelt»-Redaktion. «Der kleine Kerl ist zurück!», schreibt sie uns und schickt das Foto unten mit. Sofort habe sie die Jagdbehörde kontaktiert, um dem Tier zu helfen. Doch diese seien 45 Minuten entfernt gewesen und hätten es kaum geschafft, rechtzeitig auf dem Gelände zu sein. Und tatsächlich war der «kleine Kerl» dann auch schon wieder verschwunden. «Das Gute ist aber», meint Darrah, «dass der Hirsch immer noch bei seiner Herde ist und frisst.»

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