Auf dem Trittbrett weltweiten Handels und Tourismus machen sich eingeschleppte Arten in neuen Regionen breit, wo sie sich ohne natürliche Feinde prächtig vermehren können. Und zu grossen Schäden führen. Beispiele sind die asiatische Kirschessigfliege, der asiatische Laubholzbockkäfer, die Schwarzmeergrundel («Tierwelt Online» berichtete) oder der japanische Staudenknöterich.      

Es könnte aber noch weitaus schlimmer kommen, warnt nun eine internationale Forschungsgruppe, darunter der Biologe Sven Bacher von der Universität Freiburg. Sie identifizierte 66 Arten, bei denen es wahrscheinlich ist, dass sie nach Europa eingeschleppt werden, sich hier ansiedeln und die Artenvielfalt und Ökosysteme schädigen, wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte. Ihre Auswertung stellen die Forschenden im Fachjournal «Global Change Biology» vor.      

Durch diese invasiven Arten besonders bedroht sind demnach der Mittelmeerraum, Zentral- und Westeuropa, sowie die Makaronesischen Inseln, also Azoren, Madeira, Kanarische und Kapverdische Inseln. Keine der identifizierten, hoch problematischen Arten scheint die Alpenregion zu bedrohen.

Acht «Staatsfeinde Nummer 1»  
Acht der 66 Arten stellen demnach ein sehr hohes, 40 ein hohes und 18 ein mittleres Risiko für die Artenvielfalt Europas dar. Unter den acht bedrohlichsten Arten sind hauptsächlich wasserlebende Organismen zu finden, zum Beispiel die Süsswasser-Miesmuschel (Limnoperna fortunei), die ihre Nahrung mit hoher Effizienz aus der Umgebung filtert und damit die gesamte Süsswassernahrungskette beeinträchtigt. Sie stammt ursprünglich aus Flüssen in China und Südostasien, hat sich aber auch in Hongkong, Japan und Taiwan breitgemacht.      

Für Meereslebewesen dürfte unter anderem der gestreifte Korallenwels (Plotosus lineatus) zum Problem werden, der im indischen Ozean heimisch ist. Seit 2002 ist er auch im Mittelmeer anzutreffen und breitete sich binnen weniger Jahre entlang der israelischen Küste aus. Der giftige Fisch frisst Tiere und Pflanzen am Meeresgrund, konkurriert mit anderen Arten und verdrängt diese.

Mehrheit aus Asien und Amerika  
Ebenfalls zu einem massiven Problem werden könnte der Grosse Schlangenkopffisch (Channa argus), der amerikanische Rostkrebs (Orconectes rusticus), die marine Grünalge Codium parvulum, die marine Schnecke Crepidula onyx und die Brackwasser-Zebramuschel (Mytilopsis adamsi).      

Zu Land könnte das Fuchshörnchen Sciurus niger aus Nordamerika hiesige Eichhörnchen in Bedrängnis bringen. In den USA tritt es bereits in Konkurrenz zum Grauhörnchen und zum Douglas-Hörnchen, schrieb die Uni Freiburg.      

Die Mehrheit der potenziell gefährlichen Arten stammt aus Asien, Nord- und Südamerika. Wasserlebende Arten werden oft mit Schiffen eingeschleppt, wirbellose Landtiere, vor allem Insekten, gelangen oft mit importiertem Pflanzenmaterial nach Europa.      

«Um diese Invasionen eindämmen zu können, muss die Ankunft invasiver exotischer Arten auf unserem Gebiet verhindert werden», liess sich Bacher zitieren. Es sei deshalb notwendig, Arten zu identifizieren, bei denen es wahrscheinlich ist, dass sie sich dauerhaft ansiedeln.