Wenn Fruchtfliegen-Männchen nicht mit Rivalen um Weibchen konkurrieren müssen, leidet ihre Lernfähigkeit. Das war das Ergebnis einer Studie der Lausanner Forscher Brian Hollis und Tadeusz Kawecki, die vor drei Wochen im Fachjournal «Proceedings of the Royal Society B» veröffentlicht wurde («Tierwelt Online» hat berichtet). 

Nun hat dasselbe Forscherteam eine weitere, ganz ähnliche Fruchtfliegen-Studie veröffentlicht. In «Nature Communications» schreiben Hollis & Co., dass monogame Fruchtfliegen immer weiblicher werden. Und zwar beide Geschlechter. Ein Schelm, wer nun den Schluss zieht, je männlicher Fruchtfliegen seien, desto schlauer seien sie.

Die Wissenschaftler haben – wie bereits in der vorhergegangenen Studie – Fruchtfliegen während 100 Generationen gezwungen, in Monogamie zu leben. Haben ihnen also den Konkurrenzkampf mit anderen Männchen verwehrt. Kein Macho-Gehabe auf faulen Früchten mehr, jedes Männchen erhielt genau ein Weibchen zugeteilt.

Konkurrenzkampf entfällt – Körper wird weiblich
Was auf den ersten Blick wie eine Erleichterung für die männlichen Fruchtfliegen aussieht, hat aber ganz offensichtlich Auswirkungen auf ihr Genmaterial. Denn die erzwungene Monogamie schaltet laut den Forschern zwei Selektionsfaktoren aus: Die Partnerwahl der Weibchen und die Konkurrenzkämpfe untereinander.

Dadurch ist der Körper der Männchen nicht mehr gezwungen, möglichst verlockend auf das Weibchen zu wirken und gleichzeitig muss er nicht mehr so stark wie möglich sein, um seine Gegner in Schach zu halten. Die natürliche Selektion kann sich voll und ganz auf die Fortpflanzung konzentrieren. Und die sieht weiblich aus. 

Vorteil dieser veränderten genetischen Ausstattung ist also letztlich eine höhere Fruchtbarkeit der Fliegenweibchen und damit mehr Nachwuchs. Nachteil ist – wie die erste Studie zeigt – eine geringere Anpassungsfähigkeit an neue Situationen. Solange diese nicht benötigt wird, birgt dies keine Probleme, sobald aber der Genpool der «verweiblichten» Männchen wieder auf Konkurrenz treffen sollte, dürften sie gegen die Konkurrenz kaum mehr eine Chance um die Gunst der Weibchen haben.

Originalpublikation:
Hollis B, Houle D, Yan Z, Kawecki TJ, Keller L.: «Evolution under monogamy feminizes gene expression in Drosophila melanogaster». PLoS One. 2014 Mar 17;9(3):e90763.
doi: 10.1371/journal.pone.0090763