Ein Team von Wissenschaftlern um Nathan Putman von der amerikanischen Oregon State University hatte die Heimweg-Routen der Rotlachse aus fast 60 Jahren analysiert und diese Daten mit dem magnetischen Feld an verschiedenen Küstengebieten verglichen. Die Orientierung am Erdmagnet-Feld ist bereits von anderen Tierarten bekannt, etwa von Meeresschildkröten.

Ein 450 Kilometer langes Hindernis
Die Wissenschaftler untersuchten nun Rotlachse (Oncorhynchus nerka; sockeye salmon) aus dem Fraser-Fluss in der kanadischen Provinz British Columbia. Diese Fische schwimmen mitunter bis zum Golf von Alaska, der fast 2000 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt ist. Wenn die Rotlachse nach zwei Jahren auf See geschlechtsreif sind und zum Laichen zu ihrer Geburtsstätte zurückschwimmen, begegnen sie einem Hindernis: Vor der Fraser-Flussmündung liegt Vancouver Island, eine 450 Kilometer lange und 100 Kilometer breite Insel.

Die Fische müssen entscheiden: Benutzen sie für ihren Umweg dennördlichen Zugang durch die Königin-Charlotte-Strasse oder den südlichen Zugangdurch die Strasse von Juan de Fuca? Also analysierten die Biologen die Jahresberichte der Pacific Salmon Commissionvon 1953 bis 2008. So fanden sie heraus, wie viele Rotlachse die Nordroute passiert hatten und berechneten daraus, wie viele Tiere die andere Route nahmen. Ausserdem bestimmten sie für die untersuchten Jahre das magnetische Feld an drei Orten: an der Fraser-Flussmündung sowie an den Stellen, wo die Königin-Charlotte-Strasse und die Strasse von Juan de Fuca in den Pazifik übergehen.

Magnetfeld und Wassertemperatur beeinflussen Routenwahl
Das Ergebnis: Je weniger sich die Stärke des Magnetfelds an der Flussmündung von jener an der Königin-Charlotte-Strasse unterschied, desto beliebter war der Nordrouten-Umweg. Umgekehrt bevorzugten die Rotlachse die Südroute durch die Strasse von Juan de Foca, wenn das Magnetfeld im Süden von Vancouver Island ähnlich stark war wie an der Flussmündung. Die Unterschiede in der Stärke kommen zustande, weil das Erdmagnetfeld nicht konstant ist, sondern sich mit der Zeit ändert. Geo-Wissenschaftler nennen dieses Phänomen Säkular-Variation.

Ausserdem stellten die Biologen fest: In den Jahren, in denen das Wasser an der Oberfläche wärmer war als sonst, nutzten mehr Rotlachse die Nord-Passage als erwartet. Die Forscher vermuten: Die Magnetfeld-Stärke ist verantwortlich für die grösseren Trends über mehrere Jahrzehnte, während die Wasseroberflächen-Temperatur eher von Jahr zu Jahr die Wahl beeinflusst. Beide Faktoren zusammen erklärten zu zwei Dritteln, wie sich die heimkehrenden Rotlachse auf die Nord- und die Südroute aufteilen. Die Experten wissen aber noch nicht, wie die magnetische Karte in den Lachsen aufgebaut ist.