Nur noch rund ein Dutzend Steinkauzreviere zählte Damien Crelier Anfang des 21. Jahrhunderts in der Ajoie, im äussersten Norden des Kantons Jura. Es mangelte dem seltenen Vogel an alten Hochstamm-Obstbäumen mit Höhlen, in denen er nisten konnte. Auch das Nahrungsangebot war knapper geworden, da die intensive Landwirtschaft Mäusen und Insekten zusetzte. Und dies nicht nur in der Ajoie, der Steinkauz galt schweizweit als stark bedroht – und das ist er bis heute.

Insgesamt kommt er in gerade mal vier Regionen unseres Landes vor. Doch zumindest in der Ajoie geht es bergauf für ihn. Crelier und seine Kollegen haben dieses Jahr 53 Reviere gezählt, das sind zehn mehr als im Vorjahr, ein neuer Rekord. Der Aufwärtstrend ist kein Zufall, die Steinkäuze erhalten kräftige Unterstützung von Menschen. Gemeinsam mit dem Biologen Arnaud Brahier und lokalen Verbänden hat Damien Crelier die «Gemeinschaft Steinkauz Ajoie» («Collectif Chevêche-Ajoie») aufgebaut, um bessere Lebensbedingungen für den Steinkauz zu schaffen.

Lebensräume erhalten und neu schaffen
«Wir haben bisher rund 120 Nistkästen aufgehängt», sagt Nadine Apolloni, die das Projekt koordiniert. «Ziel ist es, bis in drei Jahren 200 Nistkästen zu haben.» Während der Brutsaison kontrollieren sie sämtliche Kästen, zählen die jungen Käuzchen und beringen sie. Dieses Jahr sind trotz des nicht allzu guten Wetters ungefähr 90 Junge geschlüpft, auch dies ein Rekord. Von diesen wird allerdings nur etwa jedes fünfte überleben.

Für die Nestlinge ist entscheidend, wie viel Futter ihnen ihre Eltern bringen. Die Vogelschützer suchen deshalb den Kontakt zu den Besitzern von Obstgärten und bieten ihnen Entschädigungen an, wenn sie nicht das ganze Land auf einmal mähen, sondern für die Insekten und Mäuse immer irgendwo hohes Gras stehen lassen. Zudem versuchen sie die Landwirte zu überzeugen, rund um alte Obst- und Nussbäume ein wenig Gestrüpp wie Brombeeren stehen zu lassen und Stein- oder Holzhaufen zu errichten. Das gefällt den Kleintieren, von denen sich Steinkäuze ernähren, zudem können sich die beim Verlassen des Nestes noch flugunfähigen Jungvögel darin vor Mardern und Füchsen verstecken.

Dass in der Ajoie überhaupt noch Steinkäuze leben, liegt wohl hauptsächlich an den alten Obstgärten, von denen es in dieser Region noch vergleichsweise viele gibt. Aber auch hier wird gebaut, und dies nicht selten auf Kosten des Steinkauzes – denn diese Vögel leben oft mitten in Siedlungen, also genau dort, wo im Sinne der Verdichtung neue Häuser hingestellt werden. Das Team von «Steinkauz Ajoie» hat deshalb ein Inventar jener Parzellen gemacht, die für den Steinkauz als Lebensraum von Bedeutung sein könnten. Das Dossier übergeben sie nun dem Kanton, in der Hoffnung, dass bei der Raumplanung künftig auch der Steinkauz berücksichtigt wird. «Es sind Empfehlungen für die Gemeinden, wir wollen keinen Zwang ausüben», erläutert Apolloni.

Gleichzeitig versucht « Steinkauz Ajoie», neue Lebensräume zu schaffen. In den vergangenen Jahren veranlassten sie die Pflanzung von Alleen mit insgesamt 200 Nussbäumen. All diese Massnahmen sollen nicht alleine dem Steinkauz zugute kommen, sondern auch dem Menschen, der sich in diesen Landschaften wohlfühlt, und anderen Tieren wie dem Gartenrotschwanz. Dieser brütet wie der Steinkauz in Höhlen, steht aber auch auf dem Speiseplan der kleinen Eule. Doch wenn gelegentlich einer von einem Steinkauz geschlagen wird, ist dies verkraftbar – die positiven Effekte durch den verbesserten Lebensraum werden auch für den Gartenrotschwanz überwiegen.

chevecheajoie.com

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